Pfingstferien in Schottland
Unser Reiseziel für die Pfingstferien ist Schottland. Wir verlängern die Ferien, indem Armin schon am Dienstag mit dem Wohnmobil und Timba losfährt, von Hoek van Holland übersetzt nach Harwich und dann durch England langsam hochtuckert. Ich fahre am Donnerstag nach der Schule mit der S-Bahn zum Flughafen und fliege nach Manchester. Dort holt mich Armin dann ab. Es hat perfekt gepasst, denn er fährt gerade an Terminal 1 vorbei, als ich aus der Tür komme. Ich springe sozusagen ins Wohnmobil und los geht es Richtung Norden. Wir wollen durch den Lake District, eine wunderschöne Gegend in England, hoch nach Schottland fahren.
Der Feierabendverkehr um Manchester herum ist furchtbar, doch je nördlicher wir kommen, desto weniger Autos sind auf der Straße (aber immer noch mehr als bei uns). Bei Kendal finden wir einen schönen Campingplatz mitten im Grünen und verbringen dort unsere erste Nacht, für Armin nach Harwich allerdings die zweite. Abends machen wir noch eine wunderschöne Wanderung an einem Bach entlang, immer durch dichtes Grün und viel Bärlauch. Es ist eine ganz eigene, verwunschene Atmosphäre.
17.5.2024
Am nächsten Morgen tauchen wir ein in den Lake District, der in der Grafschaft Cumbria liegt. Der Nationalpark wurde 1951 gegründet und ist der größte Nationalpark Englands. Es ist eine wunderschöne Landschaft mit Bergen, bewaldeten Tälern, zahlreichen Seen und vielen Schafen. Der größte ist der See Windermere, der uns an den Starnberger See erinnert. Nachdem wir durch die hübschen Orte Windermere und Bowness gebummelt sind, genießen wir den Ausblick auf den See. Danach fahren wir an Ambleside vorbei nach Keswick, das uns am besten von allen drei Orten gefällt. Es hat eine kleine Fußgängerzone und nette Läden und Cafes. Wir schlendern durch einen wunderschönen, botanischen Garten und kommen zu einem Festival mit Outdoor- und Essensbuden, wo wir auch etwas essen. Überall blüht der Rhododendron in allen Farben, und hier nicht nur als kleiner Busch, sondern als große Bäume. Wir sind ganz begeistert. Hier könnte man viel unternehmen, doch wir wollen ja weiter nach Schottland.
Schottland
Und so überqueren wir bald die Grenze am berühmten Ort Gretna Green, der dadurch bekannt wurde, dass Minderjährige dort ohne die Einwilligung der Eltern heiraten durften. Auch heute finden dort noch sehr viele Eheschließungen statt.
Nun sind wir also in Schottland.
Wir suchen uns erst einmal einen Übernachtungsplatz und finden einen bei park4night bei Julie und Andrew, einem sehr netten englischen Paar, die seit August hier in Schottland leben. Weil sie gerne mit Leuten aus alles Welt zusammen sind, haben sie auf ihrem Grundstück fünf Wohnmobilstellplätze und freuen sich über Besuch. Sie laden uns ein, in ihrem Jaguar, mit ihnen zum höchst gelegenen Dorf Schottlands zu fahren und dort ein bisschen mit den Hunden spazieren zu gehen. Sie sind fast ein wenig aufdringlich, doch da wir Spazierengehen mit Timba für eine gute Idee halten, sagen wir zu und drei (!) Stunden später sind wir wieder zurück: es war weiter als gedacht, eine Straße war gesperrt usw. ich bin ganz k.o. und da merke ich, dass ich doch auch Ruhe brauche. Es war trotzdem ein recht schöner Ausflug durch typisch schottische Hügellandschaft an einem Fluss entlang, wo die Schotten gerne am Lagerfeuer sitzen und campen.
Edinburgh
Am nächsten Morgen geht es weiter und wir fahren Richtung Edinburgh. Zuerst suchen wir uns einen Campingplatz. Der hatte leider gerade Mittagsruhe, als wir ankommen und so mussten wir eine Stunde warten. Wir bekommen noch einen schönen Stellplatz, sind ganz in der Nähe der Nordsee und beschließen nun erst einmal „anzukommen“. Nun bleiben wir hier für die nächsten drei Nächte und schauen uns Edinburgh an.
Wir gehen noch ausgiebig mit dem Hund spazieren und dann schwingen wir uns aufs Rad und fahren am Meer entlang Richtung Stadt. Es ist doch weiter als gedacht, doch heute haben wir Glück mit dem Wetter. Es ist ganz sonnig. Nach ein bisschen Suchen finden wir den Weg ins Zentrum der Stadt, wollen unsere Räder abstellen und stellen fest, dass Armin die Schlüssel vergessen hat. Blöd. So ändern wir also unseren Plan und verschaffen uns heute mit den Rädern einen Rundumblick über die Stadt. Sie ist wunderschön, überall gotische Gebäude in dem typisch grauen Stein und es ist sehr hügelig. Über allem thront das Edinburgh Castle. Wir haben das Gefühl wir gehen durch ein lebendiges Stück Zeitgeschichte. Was uns auffällt, es ist überall wahnsinnig voll. Teilweise haben wir das Gefühl wir schieben uns auf dem Oktoberfest durch die Massen. Sowohl in der Rose Street in New Town, als auch in der Royal Mile (High Street) in Old Town wimmelt es nur so von Leuten. Tickets für die Burg bekommt man heute keine mehr, es ist ausgebucht. Dafür besuchen wir die sehr beeindruckende St Giles Cathedral, die High Kirk of Edinburgh, die seit 1120 die Hauptkirche der Church of Scotland ist.
So langsam verschwindet die Sonne und es wird diesig und deutlich kühler. Wir gehen bei einem Mexikaner noch etwas trinken und eine Kleinigkeit essen (Quesadillas, denn es ist doch ganz schön teuer hier). Hier können wir die Räder neben unserem Tisch anlehnen.
Anschließend geht es zurück zum Campingplatz. Diesmal suchen wir den Radweg, den uns der nette Schotte vom Touristoffice gezeigt hat. Wir finden ihn, doch es wird jetzt so kalt, dass wir so richtig frieren. Armin ist sozusagen nicht mehr ansprechbar, denn eine Dreiviertelstunde durch die eisige Kälte fahren, sind wir nicht gewöhnt, schon gar nicht in kurzer Hose. Hier wechselt das Wetter doch schnell und von einem Extrem ins andere. Wieder auf dem Campingplatz stellen wir erst einmal unter die heiße Dusche und tauen auf. Danach trinken wir einen heißen Tee und spielen wir Rummicub.
Am nächsten Tag nach einem späten Frühstück beschließen wir in den hippen Stadtteil Stockbridge zu radeln. Dort ist sonntags ein netter Nachbarschaftsmarkt und die kleinen Geschäfte und Cafes sind auch geöffnet. Ein bisschen fühlen wir uns wie in Soho oder Tribeca, wenn auch viel kleiner. Jedenfalls gefällt es uns gut. Wir gehen zu einem Italiener, der uns gefällt „Franco Manca“ und essen eine ausgezeichnete und günstige Pizza. Dazu gibt es einen leckeren Latte macchiato. Da sie unsere Bestellung verwechselt haben, bekommen wir auch noch eine Pizza aufs Haus mit, und unser Abendessen ist gesichert.
Nach dem Mittagessen radeln wir zum Ocean Terminal. Dort liegt die Britannia, die ehemals königliche Yacht von Queen Elizabeth. Sie ist inzwischen ein Museumsschiff und man kann sie besichtigen. Bei den Eintrittspreisen von 20 Pfund pro Erwachsenen schauen wir sie uns allerdings nur von außen an. Wir erkunden noch ein bisschen das recht schöne Hafenviertel und danach geht’s auf dem Rückweg bei einem großen Shoppingcenter vorbei, dessen Supermarkt wir besuchen.
Inzwischen haben wir uns an das Radfahrsystem hier gewöhnt. Durch ganz Edinburgh ziehen sich Radwege in alle Richtungen, die abgekoppelt sind von allen Straßen. Man muss nur wissen, wo sie verlaufen und wie man draufkommt. Dann hat man das Gefühl immer im Grünen zu fahren. Vom Campingplatz aus sind sie schlecht ausgeschildert, aber insgesamt fährt man da sicher und weg vom Verkehr.
Timba freut sich als wir wieder da sind und wir radeln mit ihm noch ans Meer und marschieren zu einer Insel hinüber, auf die man bei Ebbe trockenen Fußes kommt. Da hat er auch seinen Spaß.
Nach dem Frühstück fahren wir mit den Rädern in die Innenstadt von Edinburgh. Inzwischen kennen wir uns schon gut aus mit den Radwegen und finden den Weg. Zuerst radeln wir die Princess Street entlang und danach geht’s zur Royal Mile. Wir schauen uns das Parlament von außen an, ein recht moderner Komplex aus Holz, Beton und Stahl. Gegenüber liegt der Palace of Holyroodhouse, die Residenz der britischen Königsfamilie in Edinburgh. Im dazugehörigen Cafe trinken und essen wir etwas und anschließend fahren wir an dem sehr interessanten Wissenschaftsmuseum Dynamic Earth (da musste ich einfach kurz reinschauen) vorbei hoch zum Calton Hill. Oben angekommen hat man vom Observatorium einen herrlichen Rundumblick auf Edinburgh.
Anschließend waren wir noch ein bisschen in der High Street bummeln und dann ging es langsam zurück zum Campingplatz.
Dort kommen abends dann Judith und Arnold an. Sie sind von Rotterdam nach Hull gefahren und begleiten uns nun auf der Reise. Wie genau und wie weit werden wir sehen. Wir essen zusammen zu Abend, machen noch einen Spaziergang zum Meer und unterhalten uns gut.
Die Highlands, Schloss Balmoral und Glen Muick
Nach dem Frühstück geht’s los. Wir haben für eine Nacht einen Campingplatz im Cairngorms Nationalpark in Braemar gebucht und fahren beide auf unterschiedliche Weise dorthin. Wir schauen uns auf dem Weg die Brücke über den Firth of Forth an und anschließend stoppen wir bei den Kelpies, die ich gerne sehen möchte. Die Kelpies sind die stählernen Köpfe zweier 30m hohen Statuen, die mythologische Pferdewesen sind. Sie sollen an die Pferde erinnern, die früher die Kähne durch den Kanal gezogen haben. Nach einem weiteren Halt bei dem Falkirk Wheel wissen wir mehr über eine besondere Schleusenkonstruktion: ein Schiffsrad verbindet den Forth-Clyde-Kanal mit dem 35m höher gelegenen Union Canal, indem die Schiffe in einer Art Riesenrad hochgehoben werden.
Weiter geht’s nach Stirling, einer Kleinstadt, von der wir uns mehr versprochen haben: ganz nett, aber nichts Weltbewegendes.
Wir fahren nun an der Südseite der Grampian Mountains und bei den Glenshee-Skiliften vorbei durch eine grandiose Landschaft nach Braemar. Hier bekommen wir schon gut mit, wie die Highlands aussehen. Wir halten an einem Parkplatz und sehen Judith und Arnolds Wohnmobil. Sie haben hier eine zweistündige Wanderung gemacht. Wir machen nur einen kleinen Spaziergang und dann fahren wir auf unseren Campingplatz nach Braemar, wo Judith und Arnold dann auch hinkommen.
Braemar ist ein kleiner Ort am Oberlauf des Dee, der Anfang September zum Leben erwacht, wenn das größte und berühmteste der Highland Games hier stattfindet und von der Königsfamilie besucht wird. Wir spazieren abends in den Ort und gehen in einem typisch schottischen Pub, Farquharson`s Kitchen essen. Es haben gerade vier Leute ihre Reservierung abgesagt und so haben wir Glück und bekommen einen Tisch. Ich probiere eine schottische Spezialität, die es hier vegetarisch gibt: Haggis und die anderen trinken Guinness. Wir sind alle begeistert.
22.5.2024
Nach dem Frühstück geht’s los und wir fahren nach Schloss Balmoral, dem Sommersitz der königlichen Familie. Königin Victoria und ihr Gatte Albert hatten sich dieses Schloss gekauft und umgebaut und seitdem verbringt das britische Königshaus seine Sommerferien oft dort. Das Schloss selbst kann man nicht besichtigen, doch wir schlendern durch die wunderschönen Gärten und bewundern das Schloss. Nur zum Ballsaal hat man Zutritt.
Anschließend fahren wir zum Spittal of Glen Muick und unternehmen eine Wanderung zum Loch Muick. Nach ca 45 Minuten fängt es so zu schütten an, dass wir ganz nass werden. Ich schwimme so richtig in meinen Schuhen. Gut, dass wir uns im Wohnmobil gleich umziehen können. Timba sieht aus wie eine begossene Maus.
Weiter geht es dann auf einer landschaftlich herrlichen Strecke von Ballater über Tomintoul bis Grantown on Spey. Wir cruisen durch das Don-Tal, durchqueren ein Skigebiet, es geht bergauf und bergab und leider regnet es dauernd. Die Highlands sind besonders und ein bisschen wie die Rolling Hills in Südafrika, nur im Norden. Zuerst dachte ich mit Norwegens Landschaft kann nichts mithalten, doch das hat auch seinen Reiz.
Abends fahren wir auf den vorreservierten Campingplatz nahe Inverness, den Bunchrew Caravan Park. Wir bekommen noch zwei Plätze vorne am Wasser und als Judith und Arnold eine Stunde später kommen, setzen wir uns noch zusammen und planen den morgigen Tag.
Die Tomatin Whisky Destillery und Inverness
Heute machen wir uns alle einen gemütlichen Vormittag. Es regnet und im Bett ist es schön. Nach dem späten Frühstück fahren wir dann so um 12.00 Uhr los zur Tomatin Whisky Destillery. Dort haben wir eine Führung vorgebucht, die wirklich sehr interessant ist. Die Tomatin Destillery war lange Zeit, die größte Brennerei in Schottland und produzierte jährlich 12 Millionen Liter Whisky. Der meiste Whisky ging an andere Unternehmen und in Blends. 1985 änderte sich der Schwerpunkt der Brennerei und sie legten mehr Wert auf Qualität und nicht auf Quantität, d.h. sie produzierten mehr Single Malts. Heute gehört die Brennerei den Japanern und Tomatin bietet inzwischen eine Reihe von verschiedenen Single Malt Whiskys an. Es gibt nicht rauchige Whiskys und den Cu Bocan, der rauchig schmeckt, weil die Gerste über dem Torf geröstet wird. Es ist sehr interessant zu erfahren, wie Whisky hergestellt wird. Inhaltsstoffe sind nur Gerste aus dem Hochland, Wasser aus dem Hochland und Hefe. Nur während der letzen drei Wochen im Jahr wird der rauchige Whisky hergestellt, der Cu Bocan. Für den wird die Gerste über dem Torf geröstet, damit er den torfigen Geschmack bekommt. Anschließend dürfen wir alle noch Whisky verkosten: den Legacy, den 12 jährigen und den Cu Bocan, der mir am besten schmeckt.
Obwohl wir keine Whiskytrinker sind, kaufen wir uns zwei Flaschen und so fahren wir dann weiter nach Inverness.
Inverness ist die Hauptstadt der Highlands und mit 50.000 Einwohnern die am schnellsten wachsende Stadt Schottlands. Wir essen erst einmal etwas in den viktorianischen Markthallen von 1880, spazieren am Fluss Ness entlang zur Kathedrale und bummeln anschließend durch die Fußgängerzone. Es ist ganz nett, aber das ist auch alles. Wir kehren zurück zu unserem ca 6 km entfernten Campingplatz und essen dann dort zu Abend.
Die NC 500: Dunrobin Castle und Thurso
Heute geht’s weiter. Wir fahren jetzt die berühmte NC 500, die ganz um den Nordzipfel von Schottland führt. Sie ist 516 Meilen lang und führt durch atemberaubende Landschaft. Wir fahren erst einmal bis Dornoch zu einem wunderschönen Sandstrand. Leider nieselt es und so ist es nur halb so schön. Timba freut sich immer, wenn er sich im Sand wälzen kann und so gehen wir ein paar Meter am Strand entlang, aber wirklich einladend ist das nicht.
Anschließend geht es weiter zum Dunrobin Castle bei Golspie. Dies ist ein riesiges, türmchenbewehrtes Schloss, das seit Jahrhunderten dem Earl of Sutherland gehört. Wir überlegen, ob wir uns den Eintritt leisten und entscheiden uns gottseidank dafür. Wir bewundern den schön angelegten Garten zwischen der Burg und dem Meer und besichtigen anschließend die inneren Räume. Es gibt einen guten Eindruck davon, wie eine Adelsfamilie gelebt hat. Der Duke und die Duchesse of Sutherland waren im 19. Jahrhundert die zweitgrößten Grundbesitzer Europas. Es ist eine der wenigen Burgen, die direkt am Meer liegen.
Weiter geht’s über die nicht so schöne Stadt Wick nach John o`Groats, Wir wandern von dem Duncansby Leuchtturm zu den sehr beeindruckenden Felsnadeln, die an der Küste im Meer stehen. Dies ist eine schöne kleine Wanderung, von der wir ganz begeistert sind. Die Wolken verziehen sich auch gerade und so haben wir einen guten Blick auf die Felsen im Meer.
Im nächsten größeren Ort Thurso haben wir einen Campingplatz gebucht und übernachten dort. Abends marschieren wir in die Stadt und suchen ein Lokal, um unseren Abschied zu begießen. Das gestaltet sich als schwierig, weil es nur wenige offene Restaurants gibt. Hier im Norden von Schottland leiden sie sehr unter Arbeitskräftemangel und aus diesem Grund haben viele Restaurants und Cafes geschlossen. Schließlich finden wir einen hervorragenden Inder, essen gut und sitzen danach noch auf einen Amarula zusammen. Schön wars mit Judith und Arnold. Sie haben ja viel mehr Zeit und wollen nun noch eine Nacht länger hier bleiben und dann wahrscheinlich auf die Orkney-Inseln fahren.
Für uns geht’s weiter auf der NC 500 entlang.
Die NC 500: Durness, Smoo Cave und Balnakeil Village
Nach dem Abschied von Judith und Arnold düsen wir die NC 500 Richtung Durness im äußersten Nordwesten Schottlands. Es ist eine wunderschöne Fahrt immer Richtung Westen. Das Wetter wird allmählich besser und die Sonne zeigt sich immer mehr. Die Landschaft ist sehr karg und felsig mit schroffen Spitzen, die trotz ihrer bescheidenen Höhen wirken wie eine Hochgebirgslandschaft. Es wird immer einsamer und die Straßen werden immer schmaler. Es gibt hier viele single-track roads, bei denen wir die Ausweichstellen nützen müssen. Aber alle fahren sehr respektvoll.
Kurz vor Durness halten wir an einem tollen Strand, an dem wir mit Timba spazieren gehen. Hoch über uns fährt eine zipline, doch uns zieht es mehr ans Wasser. Die Farben sind wunderschön und wir haben das Glück, dass es jetzt ganz sonnig ist.
Kurz darauf kommen wir zum Smoo-Cave, einem Loch in dem ein Fluss plötzlich 21 m tief unter die Erde stürzt. Die riesige Höhle wurde schon von den Pikten und den Wikingern besiedelt. Wir wandern zur Höhle hinunter und von hier aus, sieht man den Wasserfall.
Kurz hinter Durness führt ein Weg zu dem Balnakeil Craft Village. Hier vertreiben Künstler ihre Kunstwerke und Armin bekommt bei einem ausgewanderten Deutschen einen Haarschnitt und bekommt Einblicke in das Leben hier in Schottland. Ich gehe so lange in Cocao Mountain, ein nettes Cafe, in dem es auch sehr leckere Pralinen gibt.
Anschließend cruisen wir weiter durch die tolle Landschaft. Mit der Sonne heute ist es besonders schön. Wir machen einen Fotostopp bei einer Herde haariger Kühe und dann geht es die Stichstraße rein zu unserem Campingplatz. Diese letzte Dreiviertelstunde ist eigentlich zuviel, denn nun sind wir lang auf der Straße. Aber der Campingplatz ist wunderschön am Meer gelegen und wir freuen uns über einen schönen Platz. Am Abend telefoniere ich noch fast eine Stunde mit Christiane, die gerade den Glyxi druckfertig macht und sonst koche ich und wir essen am Platz.
Der Garten von Inverewe und Ullapool
Heute geht es die lange Stichstraße zurück zur Hauptstraße und weiter nach Ullapool, von wo aus wir heute Abend auf die Hebriden übersetzen. Dort setzen wir uns in ein schönes Cafe und essen ein Eierbrot mit Latte. Wir bummeln ein bisschen durch die Lädern und fahren dann ca 1.5 Stunden zu dem berühmten Garten von Inerewe. Es ist einer der nördlichst gelegenen botanischen Gärten der Welt. Ein Schotte hat sich hier eingebildet zeigen zu wollen, wie fruchtbar die schottische Erde ist und hat Pflanzen aus aller Welt angepflanzt. Dank des warmen Golfstroms, der hier entlangfließt, wachsen hier sogar Eukalyptus und Palmen. Sogar redwoods haben wir gesehen. Als wir kommen, blühen gerade noch die Rhododendren in wunderschönen, knalligen Farben. Es regnet zwar leicht, aber es macht Spaß durch den Garten bergauf und bergab zu schlendern.
Anschließend geht es zurück nach Ullapool, von wo aus unsere Fähre um 18.30 ablegt. Wir schippern auf die äußeren Hebriden nach Stornoway.
Während des Einschiffungsprozesses versuchen wir einen Campingplatz auf der Insel zu bekommen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Schließlich bekommen wir noch einen Notplatz auf der anderen Seite der Insel. Es ist einfach alles voll. Als wir dann endlich ankommen, gefällt uns der Platz zwar nicht so besonders, doch es ist besser als nichts, wenn man sich noch nicht auf der Insel auskennt und so sind wir froh, zumindest den Notplatz bekommen zu haben. Außerdem ist der Besitzer sehr nett und erklärt uns ein bisschen die Insel und was man gesehen haben muss.
Die Hebriden
Am nächsten Morgen erklärt uns der Besitzer des Campingplatzes, das dies der unattraktivste Teil der Insel wäre. Also machen wir uns auf den Weg nach Süden.
Unser erstes Ziel sind die Callanish Standing Stones. Dies ist ein Steinkreis, ähnlich Stonehenge, der vermutlich 3000 v. Chr. zu kultischen Zwecken errichtet worden ist. Es ist ein besonderer Ort. Alle 13 Steine des zentralen Kreises sind erhalten geblieben und auch die meisten der in die vier Himmelsrichtungen vom Kreis abgehenden Reihen sind noch vollständig. Uns fasziniert dieser Steinkreis sehr.
Der zweite Stopp ist das Bostadh Iron Age House. 1993 hat ein Sturm das Haus am Strand aus der Eisenzeit freigelegt. Es stammt wahrscheinlich von 800 bis 400 v. Chr. Dieses Haus wurde vervollständigt und nur das reetgedeckte Dach schaut aus dem Boden heraus. Wir kriechen durch einen kleinen, windgeschützten Eingang und kommen in ein sehr dunkles Inneres, in dem ein Führer für Fragen zur Verfügung steht und viel Wissenswertes erzählt. Anschließend gehen wir mit Timba noch an den wunderschönen Strand.
Anschließend fahren wir zu den herrlichen Stränden nach Uig. Vorher folgen wir allerdings noch einem Schild zu einem Cafe und landen in einem lustigen Wohnhaus, in dessen Küche die Besitzerin kocht. In ihrem Wohnzimmer hat sie eine lange Tafel aufgebaut, an der man sitzen und essen und sich unterhalten kann. Eine sehr interessante und kommunikative Art von Cafe ist das. Allerdings gibt es keinen Espresso, deshalb trinken wir Tee.
Danach spazieren wir noch an die wunderschönen Strände, damit Timba Auslauf hat.
Danach haben wir uns einen Campingplatz in Stornoway gebucht und den letzten Platz bekommen. Von da aus marschieren wir zwei Kilometer in die Stadt um festzustellen, dass uns kein Lokal mit dem Hund reinlässt. Bei fünf Restaurants haben wir gefragt. Wir sind total entnervt, gehen dann zum Supermarkt, kaufen uns Brot und essen, nach einem langen Rückmarsch, Suppe und Brot mit Lachs im Wohnmobil. Stornoway ist ganz nett, aber nach der Erfahrung haben wir am nächsten Tag keine Lust mehr die Stadt zu erkunden. Es waren auch nur wenige Geschäfte da. Hier ist absoluter Arbeitskraftmangel. Unser Campingplatzbesitzer hat auch schon in Starnberg gearbeitet und erzählt, dass es seit Corona sehr schwer ist jemanden zum Arbeiten zu finden.
28.5.2024
Ohne noch einmal nach Stornoway reinzufahren, geht es dann heute weiter nach Tarbert und auf die zweite Hälfte der Insel, nach Harris. Tarbert ist winzig, aber ganz nett und um 15.00 haben wir eine Tour durch die einzige Whisky-Destillerie auf den Hebriden gebucht. Es ist ein Start-up und eine sehr junge Destillerie. Um die Zeit zu überbrücken, bis sie den ersten Whisky verkaufen können, haben sie Gin gemacht und verkauft und das sehr erfolgreich. Er wurde mit Seaweed angereichert und wurde ein voller Erfolg. Ich hatte einen Drink mit Gin und Holunder und der war sehr lecker. Seit 2018 wird jetzt auch Whisky produziert, ein Single Malt, der nur ein bisschen torfig ist.
Anschließend drehen wir eine Runde über die Insel Harris: die golden Route, „eine Straße nicht für Angsthasen“. Wir halten an dem wunderschönen Strand von Luskentyre und gehen dort spazieren. Danach fahren wir bis Rodel, hier endet die „breitere“ Straße golden Route und jetzt geht es auf einer wirklich kleinen Straße mit vielen Schafen und fast keinen Autos weiter durch die Felsen. Am Ende der golden Route, wieder kurz vor Tarbert, finden wir einen Platz, wo wir uns hinstellen und übernachten. Morgen früh um 7.10 geht unsere Fähre nach Uig auf der Isle of Skye.
Isle of Skye
Natürlich haben wir schlecht geschlafen, obwohl wir uns zwei Wecker gestellt hatten. Wir wachen trotzdem vor dem Wecker auf und fahren die 10 Minuten zum Fährhafen in Tarbert. Eine halbe Stunde müssen wir warten, dann geht’s aufs Schiff.
Dort gibt es erst einmal Frühstück: Pancakes für Armin und Spiegeleier auf Toast für mich. Das große schottische Frühstück beinhaltet Würstchen, Bratkartoffeln, Tomaten, Spiegeleier usw. Das ist nichts für uns.
Die Überfahrt dauert ca 1.5 Stunden und dann kommen wir in Uig auf der Insel Skye an. Die Isle of Skye gehört zu den inneren Hebriden und seit 1995 ist sie durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Dort fahren wir wieder einmal eine single track road um den nördlichen Zipfel von Skye herum und halten in dem Wandergebiet Quiraing. Das hatte uns Andrea von HCF empfohlen. Und es ist auch wunderschön. Ähnlich den Dolomiten, nur ständig mit Meerblick. Das finden natürlich auch viele andere Leute und so ist der riesige Wanderparkplatz um 10 Uhr früh schon voll. Wir marschieren ein Stück den Weg entlang, der sich insgesamt über 3 Kilometer hinzieht. Allerdings ist der Weg matschig, es sind viele Leute unterwegs und Timba muss an der Leine gehen. Das macht alles nicht so richtig Spaß und so drehen wir bald um und fahren weiter. Einen Eindruck haben wir ja bekommen.
Unser nächster Stopp ist die Stadt Portree, die als Hauptstadt der Insel gilt. Auch hier wird es schon langsam voll, doch wir ergattern noch einen Parkplatz und bummeln durch die kleine Stadt. Die gefällt uns sehr gut. Wir treffen zuerst ein schweizer Paar, später ein kanadisches Paar, jeweils beim Essen, mit denen wir uns gut unterhalten. Es gibt einige nette kleine Läden, in denen wir einkaufen und auch das Ortsbild ist richtig hübsch. Im Gegensatz zu den grauen Häusern in Thurso gibt es hier auch bunte Häuser und das verändert die ganze Wahrnehmung. Nach einem Cafe (mit den Schweizern) und einer Pizza (mit den Kanadiern) fahren wir weiter über die Insel.
Die Isle of Skye gefällt uns richtig gut: eine wunderschöne Landschaft, immer wieder nette Häuser, auch in weiß, und kleine Ortschaften. Es sind zwar viele Leute unterwegs, doch das stört eigentlich nicht, wenn man früh genug dran ist. Allerdings sind es insgesamt schon viele Wohnmobile. Auf der Strecke in den Süden müssen wir dann einmal anhalten und unsere laut Tacho 150.000 km feiern. Wir stoßen mit unserem Restwhisky an.
Die nächste Sehenswürdigkeit ist dann kurz nach der Brücke, die die Isle of Skye mit dem Festland verbindet. Wir halten am Eilean Donan Castle, eine der weltweit meist fotografierten Burgen. Sie ist 1220 am Zusammenfluss dreier Seen auf einer kleinen Insel errichtet worden. Wir schauen sie nur von außen an, denn auch hier ist der Parkplatz schon voll. Bekannt geworden ist die Burg vor allem durch verschiedene Filme und Serien wie dem Highlander und
Fort Augustus, Loch Ness und Glen Roy
Weiter geht’s nach Fort Augustus, das am Südende des Loch Ness liegt. Nessie haben wir leider nicht gesehen, doch in Fort Augustus mündet der kaledonische Kanal, der mit Hilfe von 29 Schleusen den Atlantik mit der Nordsee verbindet, in das Loch Ness. Dieser Kanal galt 1822, als er eröffnet wurde, als technisches Wunderwerk der damaligen Zeit, doch er erfüllte die wirtschaftlichen Erwartungen den Fischern und Frachtschiffen die stürmische Nordumrundung Schottlands zu ersparen, nicht. Heute wird er viel von Sportbooten genutzt. Wir schauen einige Zeit zu, wie die Boote von einer Schleuse zur nächsten schippern und dann geht’s zu unserem vorgebuchten Campingplatz in Roy Bridge. Dies ist ein wunderschöner Platz im Wald, direkt an einem Fluss, wo man herrlich mit Timba spazierengehen kann.
30.5.2024
Spontan beschließen wir heute einen autofreien Tag einzulegen. Wir sind jetzt soviel gefahren, dass wir nicht mehr mögen. Eigentlich bräuchten wir hier drei oder vier Tage, doch die haben wir leider nicht. Aber immerhin einen Tag, an dem wir eine schöne Radtour zum Glen Roy unternehmen. Wir sind ganz in der Nähe des Ben Navis, dem höchsten Berg Großbritanniens. Dies ist eine stumpfe Kuppe die 1345m hoch ist. Diese Gegend hier ist ein schönes Wandergebiet und wir genießen es auf einer single track road mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Wir treffen nur Schafe, und davon viele. Uns erinnert die Landschaft an die Alm in Südtirol, nur dass wir hier viel weniger hoch sind.
Anschließend radeln wir noch nach Spean Bridge, wo sich ein kleiner Supermarkt und ein Cafe befinden. Wir kaufen ein bisschen ein, essen die übliche, hausgemachte Suppe und dann geht’s wieder zurück zu Timba.
Der Hogwarts-Express, Fort William und Loch Lomond
Heute sind wir schon früh unterwegs und fahren zuerst zum Glenfinnan Viadukt. Das ist die berühmte Brücke, über die der Hogwartsexpress nach Hogwarts fährt. Gestern abend haben wir noch den Film angeschaut, wo Harry und Ron mit dem Auto über das Viadukt fliegen. Es ist toll, das nun in echt zu sehen. Wir haben zwar keinen Parkplatz mehr bekommen (es ist alles schon voll), und uns deshalb an die Straße gestellt, doch dafür hatten wir das Glück, dass der Jacobite Steam Train, der nur zweimal am Tag fährt, gerade kommen soll. Wir müssen nur 10 Minuten warten und da ist er auch schon. Es ist schon eindrucksvoll, wie die Lokomotive zischt und dampft. Wir stehen auf einem Hügel und haben sozusagen einen Platz in erster Reihe.
Hier ist auch das berühmte Glenfinnan Monument, ein Denkmal für Bonnie Prince Charlie, der hier am 19. August 1745 mit einer flammenden Rede die Clans des Hochlandes für den Kampf gegen die Engländer gewann.
Nun besuchen wir noch die Hauptstadt des schottischen Hochlandes: Fort William. Der Ort ist recht nett und besteht zu 80% aus Outdoorläden. Wir essen dort etwas und bummeln durch die Fußgängerzone. Außerdem kaufen wir uns einen kleinen Tisch, dessen Platte aus Whisky-Barrel-Holz gefertigt. Bevor wir Fort William verlassen, besuchen wir noch einen großen Supermarkt, was nie schlecht ist.
Anschließend fahren wir weiter durch eine wunderschöne Landschaft, das Glen Coe. Es ist eines der berühmtesten Täler des schottischen Hochlandes und auch wir sind ganz begeistert. Allerdings nicht nur wir. Karawanen von Autos kommen uns entgegen, die alle in der Natur sein wollen. Danach geht die Strecke weiter durch das Rannoch Moor und dann am Loch Lomond entlang durch den Nationalpark Loch Lomond and The Trossachs.
Gestern haben wir einen schönen Campingplatz ca. 40 Minuten vor Glasgow gebucht. Es ist kein richtiger Campingplatz, mehr ein Bauernhof mit Zeltwiese. Uns gefällt es jedenfalls sehr gut und wir gehen noch ein bisschen spazieren.
Glasgow
Heute haben wir endlich mal herrliches Wetter und fahren nach Glasgow. Armin hatte gestern einen Parkplatz in der Nähe der Universität rausgesucht und der ist perfekt. Wir radeln in die Innenstadt und sind erstaunt, wie lebhaft es hier zugeht. Es ist hier nicht dieses tolle gotische Stadtbild von Edinburg, aber es gibt viele schöne Ecken und die Stadt gefällt uns ausnehmend gut. Teilweise tolle moderne Architektur und teilweise sehr alte Gebäude. Dazwischen sind auch immer wieder Industriebauten zu sehen. Die Mischung ist sehr interessant. Wir schließen unsere Räder ab und marschieren zu Fuß weiter in die Fußgängerzone. Bei einem wohl recht bekannten Italiener essen wir etwas, sitzen endlich mal in der Sonne und danach radeln wir noch zu einer der ältesten Kirchen Großbritanniens, der St. Mungo Cathedral aus dem Jahr 12... Wir sind ganz begeistert. Es gibt eine Ober- und eine Unterkirche und die sind beide wunderschön. Anschließend gehen wir noch über die Seufzerbrücke zur Necopholis, dem dazu gehörigen Friedhof. Anschließend gehen wir noch in einer typischen Kneipe mit Life-Band und Biergarten einen Cider trinken und schwingen kurz das Tanzbein. Gerne hätten wir hier länger Zeit, doch wir müssen heute noch bis in die Nähe von Manchester fahren. Am Fluß Clyde entlang radeln wir dann wieder zurück. Hier am Fluss sieht man viel neue und sehr interessante Architektur. Durch das altehrwürdige Univiertel geht es zurück zum Wohnmobil, wo Timba noch einen kurzen Auslauf bekommt. Wir sind ganz angetan von der Stadt und ihrer Lebendigkeit, das hatten wir so nicht erwartet.
Nun düsen wir 3,5 Stunden in die Nähe von Manchester, wo wir einen Bauernhof-Campingplatz gebucht haben, den Layland Campsite. Nichts besonderes, aber ein guter Platz für eine Nacht.
2.6.2024
Leider, leider fährt mich Armin heute zum Flughafen. Jetzt, wo endlich schönes Wetter ist, müssen wir zurück. Es war ein schöner Urlaub, eine Woche länger mit mehr Sonne wäre noch besser gewesen, doch wir haben einen guten Eindruck von Schottland bekommen und es hat uns sehr gut gefallen. Es war kein Erholungsurlaub, aber es war entspannend, schön und hat uns an unsere lange Reise erinnert. Auf diese Reisen freue ich mich wieder, wenn wir aufhören zu arbeiten.