Von Nordspanien nach Südfrankreich
So viel Wissen müssen wir jetzt erst einmal verdauen und so verlassen wir die landschaftlich wunderschöne Weingegend und fahren Richtung Frankreich. Nun müssen wir uns entscheiden. Wollen wir noch einmal ein paar Tage am Atlantik bei Saint Jean de Luz verbringen oder setzen wir uns noch bei Sete ans Mittelmeer. Der zukünftige Wetterbericht gibt den Ausschlag. Am Mittelmeer ist es wärmer und für ein paar Strandtage ist das wichtig.
So durchqueren wir die Pyrenäen auf einem zwar kurvigen, aber dafür niedrigem Pass (1060m), der gleichzeitig auch der Hauptpilgerweg nach Santiago de Compostela ist. Vorbei an der bekannten Kirche in Roncesvalles geht es weiter bis nach Pau, wo wir auf einem netten, kleinen Campingplatz direkt am Fluss übernachten.
Da wir bis an die Mittelmeerküste wollen, schauen wir uns die altehrwürdige Residenzstadt Pau nicht an, sondern fahren nur durch. In dem Schloss wurde König Heinrich IV geboren und Pau war im 19. Jahrhundert ein renommierter Urlaubsort für die Aristokratie Europas. Was wir von der Stadt sehen, gefällt uns sehr gut. Kurz überlegen wir, ob wir uns mehr Zeit lassen und auch diese Stadt besichtigen sollen, doch wir verzichten zugunsten unseres nächsten Ziels, der mittelalterlichen Stadt Carcassonne.
Carcassonne
Das Wahrzeichen von Carcassonne ist die auf einem Hügel gelegene Festung, La Cite. Sie ist eine der größten und am besten erhaltene Burg Europas, die im 19. Jahrhundert wunderschön restauriert wurde. Diese Cite ist nicht nur eine Burg, sondern eine kleine Stadt innerhalb von Burgmauern. Wir merken, dass heute Samstag ist, denn in den Gassen drängen sich die Touristen. Mit Timba bummeln wir durch die mittelalterliche Festung und finden in einem kleinen Lederladen mein verspätetes Geburtstagsgeschenk. Am Ende der Saison gibt es Angebote, die man sonst nicht bekommen würde. 50 Kilometer von hier in den Pyränäen gibt es eine kleine Stadt, in der einige Lederfabrikationen sind, die alles hier in Frankreich fertigen.
Frontignan-Plage
Nach unserem erfolgreichen Einkauf geht es weiter nach Frontignan Plage. An dem Campingplatz Tamaris waren wir schon einmal vor fünf Jahren. Er liegt auf einem schmalen Landstrich zwischen dem Etang de Vic und dem Mittelmeer. Er hat sich nicht verändert und wir bekommen einen schönen Stellplatz nahe am Strand und haben es auch nicht weit zur herrlichen Poollandschaft. Das Einzige, was fehlt, ist der Blick aufs Meer, den wir leider nur vom Bett aus genießen können. Timba freut sich über den Strand und läuft freudig seinem Frisbee hinterher. Hier bleiben wir nun sechs Nächte und erholen uns etwas von der Fahrerei und den vielen Eindrücken.
Leider haben wir zwei Tage starken Wind und dadurch kühlt das Wasser ab, doch wir gehen solange in den Pool, der zwar windgeschützter, aber nicht unbedingt wärmer ist. Die letzten zwei Tage ist das Wasser zwar kühl, aber herrlich.
Montpellier
An einem der beiden windigen Tage beschließen wir uns das zehn Kilometer landeinwärts gelegene Montpellier anzuschauen. Dies ist die Hauptstadt der südfranzösischen Region Languedoc-Roussillon, in der wir uns hier befinden. Montpellier ist eine historische Universitätsstadt, die eine recht nette Altstadt hat. Durch die Universität sind viele Studenten unterwegs (jeder vierte Einwohner ist hier Student) und wir genießen das Flair einer südfranzösischen Stadt, das doch ganz anders ist als in Spanien oder Portugal. Auch hier müssen wir uns erst eingewöhnen. Der größte Platz ist der Place de la Comedie, an dem auch das Opernhaus steht. Von hier aus bummeln wir durch die kleinen Gassen der Altstadt, die immer wieder auf Plätze mit Cafes münden
Sete
An einem Tag radeln wir die zwölf Kilometer nach Sete. Diese Stadt hatte ich gar nicht mehr so schön in Erinnerung. Sie hat uns richtig gut gefallen. Sete besitzt den wichtigsten französischen Fischereihafen am Mittelmeer und drei Verbindungskanäle zur Lagune, die die Stadt durchziehen, vermitteln ein Stadtbild ähnlich Venedig. Die Ränder dieser Kanäle sind mit Motorbooten gesäumt und wir bekommen den Eindruck, dass jeder hier nicht nur ein Auto, sondern auch ein Boot besitzt.
Wir schlendern durch den riesigen Wochenmarkt und gehen dann noch ein letztes Mal Essen, Fisch und Muscheln, was sonst. In Frankreich ist es allerdings so teuer, dass wir sonst lieber selbst kochen. Sogar ein Cafe ist nicht unter 3,50 Euro zu bekommen und dann schmeckt er uns nicht einmal. Da sind wir jetzt doch von den Preisen in Portugal und Spanien verwöhnt.
Zurück nehmen wir einen anderen Radweg, der direkt am Canal du Midi entlangführt, der 240 Kilometer langen Verbindung zwischen Toulouse und dem Mittelmeer. Es ist schön hier zu radeln und die Landschaft zu genießen.
Frontignan
Am nächsten Tag radeln wir zu dem sehr viel kleineren Markt nach Frontignan. Auch diesmal lassen wir Timba lieber im Wohnmobil, denn über Mittag wäre es ihm zu heiß zum Laufen.
Frontignan ist eine kleine, süße Stadt, die für ihren Muscat bekannt ist. Dieser süße Dessertwein ist uns ein treuer Begleiter auf der Reise gewesen und hier kaufen wir uns, nach einer Weinprobe bei einem Winzer, noch einmal einen kleinen Vorrat.
Auf dem Weg zurück machen wir noch eine Abenteuertour um das Etang de Vic. Wir balancieren auf dem schmalen Dünenweg zwischen Salzseen und dem Etang und hoffen, dass der Weg richtig ist und weiterführt. Wir haben Glück und müssen nur einen kleinen Umweg fahren. Der Etang ist ein Schutzgebiet für viele Vögel und wir sehen rosa Flamingos durch den Schlick stapfen. Immer wieder halten wir an und genießen den Blick. Wir fahren über Holzbohlenwege, bis wir schließlich sogar einige Camarguepferde sehen. Schließlich überqueren wir die Brücke über den Canal du Midi und erreichen nach dieser herrlichen Tour wieder unseren Campingplatz.
Nimes
Nach sechs Nächten am Mittelmeer geht es nun langsam Richtung Heimat.
Wir beschließen uns noch die italienischste aller französischen Städte anzuschauen: Nimes. Grandiose, römische Denkmäler sind der Stolz von Nimes. Sowohl das Amphitheater, als auch das Maison Carree sind extrem gut erhaltene Zeugnisse römischer Baukunst. Wir parken außerhalb der Altstadt und marschieren mit Timba ins Zentrum. Dort frühstücken wir erst einmal in einem netten kleinen Cafe, wo es leckere Croissants gibt. Wir schlendern durch die Gassen der Altstadt und sind recht angetan von der schönen Stadt.
Das römische Amphitheater beeindruckt uns durch seine Größe. Auch heute finden hier noch Veranstaltungen wie Stierkämpfe oder Konzerte statt. Gegenüber wurde dieses Jahr das neue wunderschöne Archäologie-Museum eröffnet. Wir sehen uns nur den Kräutergarten des Museums an und suchen dann das berühmte Maison Carre, das einer der besterhaltene Tempel der römischen Welt aus der Zeit Kaiser Augustus ist. Auch hier steht gegenüber dem Tempel das von Norman Foster entworfene, aus Glas und Stahl erbaute, moderne Kunstmuseum Carre D’Art. Eine schöne Altstadt, interessante antike Zeugnisse der Geschichte und viel Sinn für Kunst, was will man mehr von einer Stadt.
Annecy
Wir fahren nicht in einem Rutsch durch nach Hause, sondern übernachten noch in der sehr hübschen Stadt Annecy am Lac d'Annecy. Hier waren wir schon einmal vor fünf Jahren auf dem Campingplatz. Wir sind ganz begeistert von der Veille Ville über der das Chateau d'Annecy thront, in dem einst die Grafen von Genf residierten. Kleine Kopfsteinpflastergassen und Kanäle durchziehen die Altstadt und Restaurants und Bistros säumen die Straßen. Es ist uns zu teuer etwas essen zu gehen, so kaufen wir uns ein Sandwich au Raclette. Das war das Beste, was wir tun konnten. Leckerer geschmolzener Raclettekäse kommt auf ein Schinkenbaguette und wir stellen uns auf eine der Brücken und genießen diese Köstlichkeit aus Haut Savoie. Anschließend keuchen wir wieder den steilen Berg hoch zu unserem Campingplatz, von dem aus es am nächsten Tag nach Hause geht.