Von der Algarve ins Rioja-Gebiet
Lange haben wir überlegt, wie wir diese Reise gestalten. Wir könnten jetzt auch nach Marokko übersetzen und von Tanger Med aus ein Schiff nach Genua oder Savona nehmen. Das kostet ungefähr 700 Euro, doch wenn man Maut und Benzin rechnet, ist es über Land auch nicht so viel billiger. Allerdings wären wir auch fast drei Tage auf dem Schiff und mit Timba ist das sicher kein Vergnügen, vor allem weil man kein Camping on board machen darf.
So beschließen wir doch durch Portugal, Spanien und Frankreich zurückzufahren, uns noch Verschiedenes anzuschauen und uns Zeit zu lassen. Auf unserer Mautkarte ist auch noch genügend Geld drauf, weil unser Kennzeichen von den Kameras offensichtlich nicht immer erkannt wird.
Silves
Bevor wir die Algarve wieder verlassen, besichtigen wir noch die ehemalige Maurenhauptstadt der Region, Silves. Unter den Mauren was Silves, das damals Xelb hieß, die Hauptstadt der Provinz Al Gharb. Wir marschieren hoch zur imposanten, in rotem Sandstein leuchtenden Burganlage aus dem 9. Jahrhundert. Damals war Xelb das Herz des maurischen Reiches und zählte dreimal so viele Einwohner wie heute. Die Araber aus dem Jemen, die sich hier niedergelassen hatten, bauten die Stadt mit ihren 30.000 Einwohnern zu einem Kulturzentrum aus. Hier gab es sogar eine Rhetorikschule.
Später etablierte sich hier bis in die 70er Jahre eine florierende Korkindustrie und heute lebt die Stadt hauptsächlich vom Tourismus. Ich kaufe mir noch eine kleine rote Korktasche, wir trinken noch einen Galao in den netten gepflasterten Gassen und dann verabschieden wir uns von der Algarve.
Wenn es auch am Anfang ein Schock war, von dem menschenleeren Atlantik an die touristische Algarve zu kommen, so hat es uns doch sehr gut gefallen und wenn wir uns abseits der Touristenpfade bewegt haben, waren wir ganz begeistert.
Wir fahren nun durch landwirtschaftliche Anbauflächen. Besonders Orangen bekommen wir hier an jeder Straßenecke (3 sac por 5 Euro). Und sie sind sehr lecker und saftig.
Evora
Weiter geht es kilometerlang durch Olivenhaine, bis wir die Erzbischofs- und Universitätsstadt Evora erreichen. Die von einem Mauerring aus dem 14. Jahrhundert umschlossene Stadt besitzt ein wunderschönes Zentrum. Allerdings ist es mit 36 Grad wahnsinnig heiß. Gottseidank finden wir einen Parkplatz im Schatten, lassen Timba mit offenen Dachfenstern, viel Wasser und einem Knochen im Auto und machen uns auf den Weg die Stadt zu erkunden. Interessant ist die Knochenkapelle mit in die Wand eingeputzten Totenschädeln und Knochen, die uns unsere Sterblichkeit bewusst machen soll: „Wir Knochen, die wir hier versammelt, auf die Euren warten wir.“
Wir finden eine leckere Eisdiele in einer der Gassen, wo es ein Crepe mit Eis für Armin und einen Affogato, einen Espresso mit Eiskugel, für mich gibt.
Wir besichtigen die Kathedrale mit einem schönen Kreuzgang und einer tollen Dachterrasse, die wir durch Zufall entdecken. Bei den Überresten des römischen Tempels trinken wir im Schatten ein Bier und einen Sidra, den es hier überall gibt.
Ein hübsches Städtchen mit einigem Tourismus, aber nicht zuviel. Es gefällt uns gut hier, doch wir wollen noch weiter und fahren bis zu dem Gebirgszug Serra de Sao Mamede.
Nördlich von Portalegre finden wir einen einmaligen Campingplatz. Geführt von Holländern liegt mitten in dieser hügeligen Landschaft der Serra de Sao Mamede, ein Campingplatz unter Oivenbäumen mit Eseln und einem kleinen Pool, in den wir gleich reinspringen. Endlich kühles Nass. Das ist eine Wohltat. Neben unserem Stellplatz ist auch noch ein Feigenbaum, an dem gerade reife Feigen hängen. Ich bin ganz begeistert, weil ich die so gerne mag. Hier sind wir ganz allein mitten in der Natur und es ist so still wie sonst nur auf der Alm.
Nachts gehen wir noch einmal um 23.00 schwimmen um etwas abzukühlen, denn es ist immer noch sehr warm.
Marvao
Eine Viertelstunde entfernt von unserem Campingplatz befindet sich laut Reiseführer eines der schönsten Dörfer Portugals: Marvao. Hier fühlen wir uns ins Mittelalter zurückversetzt. Auf fast 1000 Meter Höhe bummeln wir in der Früh durch die noch einsamen Gässchen des kleinen Ortes bis wir zu der riesigen Burg gelangen, dem Castelo de Marvao. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und von oben haben wir einen herrlichen Blick bis nach Spanien. Sogar Timba darf mit auf die Türme und die Burgmauer und so klettern wir fast eine Stunde herum, bis wir alles erkundet haben. Besonders beeindruckend ist die riesige Zisterne, die 48 Meter lang, 12 Meter breit und 10 Meter hoch ist. Sie fasst 5 Millionen Liter Wasser und konnte das ganze Dorf im Falle einer Belagerung (Spanien ist nahe) ein halbes Jahr lang versorgen.
Castelo de Vide
Der nächste sehenswerte Ort ist nicht weit entfernt. Auch über Castelo de Vide mit seinen schneeweißen Häusern thront eine Burg. Wir befinden uns immer noch in den Ausläufern des Gebirgszugs der Serra de Sao Mamede und keuchen durch die kopfsteingepflasterten, engen Gassen des Judenviertel, der Judiaria, und den steilen Treppen bis hoch zur Burgruine. Der Ort ist zwar lebendiger als Mavao, doch wir waren von der Burganlage in Marvao mehr fasziniert.
Covilha
Unsere nächste Kaffepause findet in dem nicht sehr hübschen Ort Covilha an den Ausläufern des Sternengebirges statt. Ich wollte unbedingt in das Sternengebirge „Serra da Estrela“, weil ich den Namen so schön finde. Außerdem haben wir in Lissabon einen sehr guten Käse probiert, der von hier kommt. Dies ist der einzige Gebirgszug in Portugal, wo man im Winter auch skifahren kann. Doch wir begnügen uns mit Covilha, einer Stadt, die sehr steil in den Berg gebaut ist. Interessant ist, dass die hiesige Universität für Innenarchitektur in einer ehemaligen Wollfabrik untergebracht ist.
Nach einer kurzen Stärkung geht es weiter und leider verlassen wir nun Portugal, ein Land, das uns in manchen Teilen an Mexiko erinnert, aber doch seinen ganz eigenen Charme hat. Wir sind jedenfalls überzeugt, dass es nicht das letzte Mal ist, dass wir hier waren.
Salamanca
Spanien hat uns wieder. Die Landschaft verändert sich, ist zwar genauso trocken und braun, aber flacher als in Portugal. Am Spätnachmittag erreichen wir unser Ziel, den Campingplatz Don Quichote in Salamanca.
Die Campingplatzbesitzerin erklärt uns, dass es mit dem Fahrrad acht Kilometer in das historische Zentrum der Stadt sind. So lassen wir Timba im Wohnmobil, denn das ist zu weit für ihn.
Der Radweg führt teilweise sehr abenteuerlich am Fluss entlang bis zur römischen Brücke mitten in der Altstadt. Eine traumhaft schöne Universitätsstadt erwartet uns. Wir sperren die Räder ab und machen uns zu Fuss auf den Weg durch die Gassen. Hier brodelt das Leben. Zwei Universitäten mit 40.000 Studenten machen die Stadt lebendig. Wir lassen uns treiben, erreichen den Hauptplatz, den Plaza Mayor, auf dem früher sogar Stierkämpfe ausgetragen wurden. Viele Studenten sitzen hier am Boden und unterhalten sich. Überall gibt es kleine, vollbesetzte Kneipen und Cafes und die Stadt hat eine ganz eigene Lautstärke. Das sind wir von Portugal gar nicht mehr gewöhnt. Wir sind total begeistert. Alle alten Gebäude sind einheitlich aus ockerfarbenem Sandstein und nach jeder Kurve erwartet uns ein neues Highlight: die Kathedrale, die alte Universität, die nächstes Jahr 800 Jahre alt wird, verschiedene Kirchen usw. Es ist wunderschön und wir genießen die abendliche Atmosphäre. Im Dunkeln, allerdings mit den neuen Fahrradlichtern vom Decathlon ausgestattet, suchen wir uns den Weg zurück am Fluss zum Campingplatz.
Am nächsten Morgen fahren wir recht früh mit dem Wohnmobil in die Altstadt, finden einen Parkplatz und schauen uns erst einmal die sehr mächtigen Kathedrale von Salamanca an. Ganz aus Sandstein gebaut, beinhaltet die heutige Kirche zwei Kathedralen, die alte und die neue. Es ist ein riesiges Ensemble, das wir hier besichtigen dürfen.
Noch mehr beeindruckt sind wir allerdings von der alten Universität, die eine der ältesten Unis in Europa ist. Sie wurde im Jahr 1218 von König Alfons IX. als Universität seines Königreichs gegründet. Wir können einige alte Hörsäle besichtigen, in denen immer noch gelehrt wird. Diese Hörsäle sind um einen Innenhof angeordnet und der ganze Bau erinnert an einen Kreuzgang. Die wunderschöne Bibliothek enthält einige sehr alte Bücher, die wir allerdings nur durch eine Glaswand sehen. Dafür dürfen wir uns auf die uralten Studienbänke setzen, an denen der Holzwurm über die Jahrhunderte schon kräftig genagt hat.
Wir lassen uns durch die Gassen treiben, trinken am Plaza Major einen Kaffee und schauen uns noch das, ebenfalls aus ockerfarbenem Sandstein gebaute, wunderschöne Kloster de San Esteban an. Es hat einen sehr beeindruckenden zweistöckigen Kreuzgang und obwohl wir jetzt schon so viele Kirchen und Kathedralen angeschaut haben, sind wir immer noch ganz begeistert. In dieser Zeit vom 11. – 13. Jahrhundert ist einfach unwahrscheinlich viel gebaut worden und der gotische Stil gefällt uns beiden.
Salamanca wird auch die goldene Stadt genannt, weil der Sandstein in der Sonne fast golden leuchtet. Es ist eine der schönsten Städte, die wir bisher gesehen haben und wir sind ganz angetan von ihr.
Zum Abschluss besuchen wir noch das Casa Lis , ein 1905 erbautes, modernistisches Gebäude in der alten Stadtmauer. Dieses Haus, in dem heute ein Jugendstilmuseum untergebracht ist, hat eine wunderschöne, bunte Verglasung, sowohl im Inneren an der Decke, wie auch an der äußeren Front und wir trinken im Cafe de Lis noch ein kühles Radler, bevor wir diese traumhaft schöne Stadt wieder verlassen.
Burgos
Während Armin in das 250 Kilometer entfernte Burgos düst, schreibe ich den Blog und Timba versucht ständig mir sein Nilpferd auf die Tastatur zu legen. Er sucht Beschäftigung, nachdem er jetzt zwei Tage lang so brav im Wohnmobil ausgehalten hat.
Die aus dem Mittelalter stammende Stadt Burgos hatte ihren wirtschaftlichen Höhepunkt im 17. Jahrhundert, als sie das Monopol des kastillischen Wollhandels innehatte. Dominiert wird die Stadt allerdings von der drittgrössten Kathedrale Spaniens.
Wir finden in der Nähe der Altstadt einen Parkplatz und nehmen Timba mit. Als wir allerdings die Ausmaße der Kathedrale sehen, wird uns klar, dass wir Timba während des Besuchs nicht draußen sitzen lassen wollen und so bringt Armin ihn zurück. Für eine Stadt mit 180.000 Einwohnern ist hier erstaunlich wenig los. In Salamanca hat es in den Straßen nur so gebrodelt und hier ist es kein Problem ein Foto ohne Leute zu machen.
Der Besuch der riesigen Kathedrale fasziniert uns. Es ist ein mächtiges Ensemble , in dem über die Jahrhunderte noch einige Kapellen angefügt wurden, die allein schon so groß sind wie kleine Kirchen. Im Längsschiff hat man allerdings nicht das Gefühl eines riesigen Raums, da in der Mitte das Chorgestühl thront. Es gibt nur etwa 15 Bankreihen zum Sitzen und die Größe der Kathedrale, die 84 x 59 Meter kommen nicht zum Ausdruck. Im Jahr 1221 ließ Fernando III mit dem Bau beginnen. In der Rekordbauzeit von nur 39 Jahren wurde die Hauptkathedrale fertiggestellt. Des Königs Bischof Mauricio hatte in Paris studiert und war von der Notre-Dame so beeindruckt, dass er die erste gotische Kirche in Spanien errichten wollte. Zu diesem Zweck ließ er sogar den Baumeister Johannes von Köln kommen, der mit dem Bau begann. Armin ist fasziniert von der Goldenen Treppe, einer wunderschönen Renaissance-Treppe, die die Höhendifferenz von acht Metern zwischen seitlichen Straßen- und Kirchenniveau ausgleicht.
Von Burgos selbst sind wir, nachdem wir Salamanca gesehen haben, nicht so sehr beeindruckt. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass der spanische Nationalheld der Reconquista, El Cid, bei Burgos geboren wurde und aus diesem Grund hier verehrt wird. Sein Grab besichtigen wir in der Kathedrale. Wir bummeln noch etwas die Fussgängerzone entlang und beschließen weiter zu fahren.
Die Rioja-Gegend
Die Landschaft, durch die wir fahren, verändert sich und es wird deutlich hügeliger. Kurz vor Haro, der Hauptstadt des Rioja Alta, wird aus der kargen Landschaft ein Teppich grüner Reben. Diese grün gewellte Landschaft mit den Burgen und kleinen Dörfern gefällt uns sehr gut und auch das Licht ist hier irgendwie besonders. Am Rande des Ortes Haro finden wir einen schönen Campingplatz und radeln abends noch auf ein Glas Rioja (was sonst) in den Ort.
Am nächsten Tag fahren wir durch das Rioja-Gebiet. Seit dem Mittelalter wird in dieser Gegend an den sonnigen Berghängen, deren Böden vom Ebro bewässert werden, Wein erzeugt. Rioja hat drei Unterregionen: Rioja Alta, Rioja Baja und Rioja Alavesa. Mit fast 61.000 Hektar Rebfläche und 20.000 Winzern handelt es sich um eine sehr bedeutende Weinregion Spaniens. Es gibt über 300 Kellereien und einige wollen wir heute besuchen.
In Haro halten wir zuerst an der Bodega Muga, eine der ältesten Bodegas dieser Gegend. Leider kann man den Weinkeller nur mit einer Führung besuchen. Wir probieren ein Glas Wein um 11.00 vormittags, was ich auch gleich spüre.
Die Rioja-Weine sind weltweit bekannt, doch leider verirrten sich kaum Touristen in die Gegend. Um dem Abhilfe zu verschaffen, ließen einige Bodegas Hotels und Gourmetrestaurants bauen. Einige namhafte, zeitgenössische Architekten haben sich hier verwirklicht.
Wir wollen unbedingt zwei oder drei architektonische Highlights unter den Weinkellereien besuchen.
Bodega Baigorri
An dieser Bodega fahren wir nur vorbei. Ein moderner Glaswürfel wurde von dem baskischen Architekten Inaki Aspiazu für die Bodega Baigorri entworfen. Unter dem Glaswürfel geht es in acht Etagen über 35 Meter in den Hang hinein. Statt Schläuche und Pumpen zu verwenden wird der Wein mithilfe der Schwerkraft immer ein Stock tiefer von Behälter zu Behälter abgefüllt, bis er schlussendlich ins Fass kommt, wo er reifen darf.
Bodega Ysios
Das erste eigentliche architektonische Highlight ist die Bodega Ysios, für die der spanische Architekt Santiago Calatrava von 1998 bis 2001 ein sehr extravagantes Gebäude errichtet hat. Ich hatte am Tag vorher versucht eine Führung zu buchen, doch leider hat das nicht funktioniert. Aber auch von außen ist dieses 196 Meter Gebäude sehr beeindruckend. Manche vergleichen die Form mit Weinfässern, die aneinander gereiht sind, von anderen wird sie auch als Kathedrale des Weins bezeichnet, da Calatrava die Silhouette der Sierra de Cantabria, des dahinterliegenden kantabrischen Gebirges, nachempfunden hat. Ein tolles Gebäude, das uns sehr gut gefällt.
Bodega Los Herederos del Marquez de Riscal
Das zweite Highlight ist die Bodega Los Herederos del Marques de Riscal. Für diese Bodega habe ich es geschafft am Tag vorher online eine Führung auf Englisch für uns zu reservieren.
Schon von weitem beeindruckt das an die Bodega angebaute Hotel, welches den kleinen Ort Elciego bereichert. Da wir die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles und jetzt auch das Guggenheim Museum in Bilbao kennen, ist uns sofort klar, dass dieses Hotel nur von Frank O. Gehry stammen kann. Die silbernen, rosarot und golden schimmernden Titankacheln wirken auf der einen Seite etwas deplatziert in der Landschaft, auf der anderen bringen sie einen modernen Touch in das mittelalterliche Dorf. Wie in Bilbao auch hat Gehry hier das Sandsteingebäude mit Edelstahl und Titan in Wellen verkleidet. Bei den Weintouristen kommt das gut an, denn die Führungen sind alle ausgebucht.
Sehr professionell wird unsere etwa 25köpfige Gruppe von einer netten Spanierin geführt, die sehr gut englisch spricht und Interessantes zu berichten weiß.
Die Kellerei wurde 1858 gegründet und ist immer noch in Familienbesitz. Sie produziert jährlich auf 5500 Hektar Grund fünf Millionen Flaschen Rioja und gehört damit zu den mittelgroßen Betrieben in der Gegend. Wir sehen zuerst ein Video über die Geschichte des Weinguts und dürfen dann die Produktionsräume und Lagerstätten besichtigen. Der Rioja-Wein unterscheidet vier Qualitäts-stufen:
Rioja
Crianza – 18 Monate im Fass, 18 Monate in der Flasche
Riserva – 24 Monate im Fass, 24 Monate in der Flasche
Gran Riserva – mindestens 30 Monate im Fass, 30 Monate in der Flasche
Wir erfahren durch ein weiteres sehr gut gemachtes Video, was mit den Weintrauben im Gärungsprozess passiert. Die Trauben kommen gehäckselt in ein Fass, in dem sie zwei bis vier Wochen bleiben (erste Fermentierung). Dabei wird mehrfach umgeschichtet, damit alles gleichmäßig fermentiert. Dann werden die Trauben gepresst und der Saft kommt in das zweite Fermentierungsfass, wo er sechs bis acht Wochen bleibt. Der gepresste Kuchen aus Traubenhaut und Kernen wird zur Grappa-Produktion weiterverkauft.
Anschließend wird der Wein in 225 Liter fassende Eichenfässer gefüllt. Hier vor Ort gibt es davon 37.000 Stück. Diese sind entweder aus französischer oder amerikanischer Eiche gefertigt. Die Fässer werden dabei zweimal jährlich entleert, der Rebensaft zwischengelagert und das Fass wird mit heißem Wasser gereinigt. Die sich absetzenden Teilchen aus dem Wein verschließen sonst die Poren des Fasses und das Holz kann seine Wirkung auf den Wein nicht optimal entfalten.
Die Sorten Riserva und Gran Riserva werden nur aus Weinstöcken gewonnen, die älter sind als 50 Jahre sind, denn hier sind sie der Meinung, dass die ältesten Rebstöcke den besten Wein hervorbringen.
Nachdem wir nun so viel über den Fertigungsprozess gelernt haben, dürfen wir die Lagerkeller besichtigen. Zum einen sind das altehrwürdige, romantische Steingewölbe, in denen auch die besondere Sammlung des Weinguts, die besten Flaschen jedes Jahrgangs, ruht. Zum anderen sind das die modernen Keller, in denen später auch der Wein in Flaschen abgefüllt wird. Die Führerin erzählt uns auch, dass die Jahrgänge 2010, 2012 und 2014 besonders gute Jahrgänge waren. In den nächsten zwei Wochen wird die diesjährige Ernte beginnen, wann genau, das bestimmt der Önologe. Dazu kommen um die 1000 Erntehelfer aus verschiedenen Ländern auf das Weingut. Die Ernte dauert ungefähr vier Wochen.
Wir sind sehr angetan von dieser sehr informativen Führung, probieren noch den Wein bei der anschließenden Weinprobe und schauen uns dann noch einmal das von Gehry errichtete Hotel an, das zur Luxury Collection der Marriott Kette gehört. Dort auf der Terrasse trinken wir noch einen Kaffee, bevor wir weiterfahren.