Costa Dourada
Lange überlegen wir, ob wir uns noch weitere Sehenswürdigkeiten in der Lissabonner Umgebung anschauen, doch wir entscheiden uns dagegen. Wir haben jetzt soviel gesehen, dass wir eine Pause brauchen. Außerdem kann man Lissabon auch mal gut als Städtetour machen. So werden wir Mafra, Sintra und Estoril irgendwann anders besichtigen.
Wir verlassen Lissabon Richtung Süden und fahren über die rote Hängebrücke Ponte 25 de Abril, die uns sehr an die kalifornische Golden Gate Bridge erinnert. Meiner Schwägerin, die sich gerade in San Francisco aufhält, schicke ich gleich ein Foto.
Nun geht es an der Atlantikküste entlang. Wir wollen uns die südwestlichste Ecke Europas genauer anschauen. Hier gibt es herrliche Strände, die vor allem bei Surfern beliebt sind. Leider ist das Wasser ziemlich kalt, so dass es sich zum Baden nicht unbedingt eignet.
Porto Covo
Porto Covo ist ein malerisches kleines Fischerdorf, zu dem uns die ziemlich holprige Küstenstraße führt. Wir bummeln durch die winzige Fußgängerzone bis zum Strand, schauen uns den kleinen Hafen an und beschließen noch ein Stück weiterzufahren. Der Wohnmobilstellplatz gefällt uns hier gar nicht.
Die Straße erinnert uns immer mehr an Mexiko. Viele Kurven, sehr holprig und es gibt sogar Topes. Es ist wieder mal eine Abenteuerfahrt, auf der wir aber immer wieder schöne Ausblicke genießen können.
Zambujeira do Mar
Ein paar Dörfer weiter in Zambujeira do Mar finden wir einen recht schönen Campingplatz mit Pool. Der kleine Ort gefällt uns auch und der Strand hier ist wunderschön. Mit dem Fahrrad erreichen wir den Strand in fünf Minuten und genießen es zwischen den Felsen im Sand zu liegen. Auch hier ist immer noch starke Ebbe und Flut, doch die Wellen brechen sich an den Felsen und so könnte man theoretisch gut schwimmen - wenn es etwas wärmer wäre. Wir bevorzugen dann doch den Pool unseres Campingplatzes.
Die Costa Alentejo bietet eine wunderschöne Küstenlandschaft. Herrliche Sand- und Felsstrände reihen sich hier aneinander. Wir befinden uns im Parque Natural Costa Vicentina e Alentejano. Das ist ein Naturpark, der die 150 Kilometer naturbelassene Küste umfasst. Hier ist man weit weg vom Massentourismus und findet noch die netten, kleinen Orte mit weißgekalkten Häusern.
Cabo de Sao Vicente
Eine 6 Kilometer lange Straße führt an der Küste entlang bis zum Kap, das im Mittelalter das Ende der Welt war. Am südwestlichsten Punkt Kontinentaleuropas, dem Capo de Sao Vicente, häufen sich die Touristen. Busweise werden sie hier von der Algarve hergekarrt. Hier soll einst das Schiff mit dem Leichnam des in Valencia von den Römern ermordeten hl. Vinzenz gestrandet sein, daher der Name. Wir marschieren an den üblichen Touristenständen vorbei ("Die letzte Bratwurst vor Amerika"...) und schauen uns die kleine Festung mit dem Leuchtturm an. Dieses Kap wurde einst von den Römern als Sitz ihrer Götter verehrt. Aus diesem Grund heißt die nächstgelegene Stadt auch Sarges (Heiligtum). Hier war angeblich einst die Seefahrerschule von Heinrich dem Seefahrer, an der die Grundlagen für die späteren Eroberungsfahrten Portugals gelegt wurden.
Es ist schon ein berauschendes Gefühl am südwestlichsten Zipfel Europas zu stehen und zu wissen, dass die nächste Küste, die der USA ist.
Die Algarve
"Die Algarve ist die südlichste und kleinste Region Portugals. Sie war fast 200 Jahre länger in arabischer Hand als das restliche Portugal und wurde als letzte Provinz in das Königreich integriert. Das Wort Algarve leitet sich vom arabischen Al Gharb (der Westen) ab und der kulturelle Einfluss der Mauren hat hier mehr Spuren hinterlassen als im Norden. Monumentale Zeitzeugen dieser Epoche wie in Andalusien gibt es dennoch wenige.", so lesen wir in unserem Reiseführer. Die Algarve ist sehr unterschiedlich, je nachdem, ob man sich im Westen oder im Osten des Küstenabschnitts aufhält. Aber egal wo, man kann immer noch wunderschöne Strände und Felsbuchten finden.
Der Westteil der Algarve, auch Felsalgarve genannt reicht bis zu Hauptstadt Faro, der Ostteil ist die Sandalgarve. Hier gehen die Strände mit den typischen Felsformationen in langgezogene Sandstrände über, die bis zur spanischen Grenze reichen.
Lagos
Unser nächstes Ziel ist Lagos an der Westalgarve. Hier war ich vor 35 Jahren schon einmal mit Barbara, als wir unsere Interrail-Europa-Tour gemacht haben. Damals war das ein winziges Fischerdorf mit einer tollen Felsenküste. Heute sieht es allerdings anders aus.
Unsere Erwartungen werden jedoch zuerst einmal enttäuscht. Soviel Touristen auf einmal haben wir auf unserer ganzen Reise noch nicht gesehen. Und noch bevor wir den ursprünglichen Ort Lagos sehen, sehen wir Hochhausbau-Sünden en masse.
Lagos hat eine lange Geschichte. Schon die Phönizier, Karthager, Griechen und Römer schätzten die Lage der Stadt für ihre Fahrten Richtung Afrika und bauten sie zu einem großen Handelszentrum aus. Im 16. Jahrhundert begann der Handel mit Sklaven und allein im 18. Jahrhundert wurden insgesamt 10 Millionen Afrikaner unter unmenschlichen Bedingungen über den Atlantik verfrachtet, vor allem nach Brasilien und in die Vereinigten Staaten.
Wir parken zwischen dem Yachthafen und der Altstadt und bummeln durch die kopfsteingepflasterten Gassen. Überall hören wir vor allem Deutsch und Englisch, gemischt mit ein bisschen Französisch. Alles hier ist fest in Touristenhand. Die Altstadt wäre eigentlich recht nett, aber wir schieben uns im Gedränge durch die Straßen und das macht dann auch keinen Spaß mehr.
Eine Woche später besuchen wir die Stadt noch einmal und haben einen ganz anderen Eindruck. Es ist Sonntag, einige Läden sind geschlossen und es sind viel weniger Touristen in der Stadt. Dadurch bekommen wir von den Flair der Altstadt mehr mit und die weiß gekalkten Häuser, die die gepflasterten Sträußchen säumen, verbreiten einen eigenen Charme. Wir trinken am Hauptplatz einen Galao, während wir einem Saxophonspieler zuhören und genießen die wunderschöne Atmosphäre. So unterschiedlich kann man dieselbe Stadt erleben.
Anschließend besuchen wir noch die tollen Felsstrände, die sich nicht weit von der Altstadt befinden. Wir klettern über die Felsen und schwimmen um die riesigen Monolithen, die aus dem Wasser ragen. Es ist zwar einiges los am Strand, doch es ist herrlich.
Albufeira
Mit Campingplätzen ist die Algarve eher rar bestückt und es ist unmöglich, so wie wir uns das vorstellen, einen Platz direkt am Strand zu finden. Schließlich finden wir einen recht schönen Platz mit Swimmingpool in Albufeira.
Wir radeln ungefähr zwei Kilometer in den Ort und an den Strand. Hier fühlt man sich ein bisschen wie in Mallorca am Ballermann. Die ganzen TUI und Neckermann Touristen liegen hier am Strand. Wie schön waren doch die einsamen Strände am Atlantik. Lange halten wir das nicht aus und so machen wir uns am Nachmittag auf die Suche nach den schönen Stränden, die es hier auch geben soll.
Und wir werden fündig. Nachdem wir in Porches für meine Eltern handgetöpferte und bemalte Lampen für die Terrasse gefunden haben, fahren wir an den Strand von Carvoeiro. Hier an der Praia de Vale de Covo entdecken wir ein Restaurant unter Segeln, direkt in den roten Felsformationen. Das sieht richtig toll aus und so reservieren wir uns einen Platz für 19.00 Uhr.
Vorher klettern wir durch die Felsen zum Strand, Wege führen durch die duftende Macchia und immer wieder haben wir herrliche Ausblicke auf die Küste und das Meer. Armin klettert an einen Strand hinunter und geht schwimmen. Für Timba ist es zu steil und so bleibe ich mit ihm zurück und genieße den Ausblick.
Anschließend gehen wir in einer ganz eigenen Atmosphäre essen. Es ist wunderschön zwischen den Felsen zu sitzen und doch recht elegant zu speisen. Wir genießen den Abend und versöhnen uns mit der Algarve. Es gibt doch auch sehr schöne Plätzchen hier.
Tavira
Am nächsten Tag düsen wir fast an das östliche Ende der Algarve nach Tavira. Von Tavira sind wir total begeistert. Dies ist ein Ort, wie wir ihn uns an der Algarve vorgestellt haben. Hier gibt es noch nicht diesen Massentourismus wie an der westlichen Algarve. Das liegt zum größten Teil daran, dass vor der östlichen Algarve das Naturschutzgebiet des Ria Formosa mit seinen Salzgärten und Sandbänken liegt. Dadurch gibt es hier keinen direkten Meereszugang, sondern man muss mit einer Fähre zum Strand übersetzen. Oder man badet am Ria Formosa. Diese Landschaft hier lebt von den Gezeiten, denn der fruchtbare Schlamm bildet den Nährboden für Muscheln und Krebse. 80% der nationalen Muschelernte stammt aus der Ria Formosa. Außerdem ist das hier ein Vogelparadies. Überall sehen wir Nester von Störchen, ob auf Kaminen, Strommasten oder einfachen Holzpfosten.
Tavira war während der Römerzeit und bis weit ins 16. Jahrhundert hinein ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Nachdem sich zwischen 1920 und 1970 die Thunfischschwärme andere Wanderrouten suchten, kam dieser für die Stadt bedeutende Wirtschaftszweig zum Erliegen.
Fast mittelalterlich wirken die kleinen Treppengässchen, die hoch bis zur verfallenen Burg führen. Wir erklimmen die Burgmauern und haben einen herrlichen Blick auf den Ort bis zum Haff des Ria Formosa.
Anschließend schlendern wir durch die Kopfsteingassen mit ihren weiß gekalkten Häusern und schauen uns einige der sehr hübschen, etwas ausgefallenen Boutiquen an. Ich kaufe mir ein Kleid in einem Laden, die toll bedruckte Stoffe aus Indien anbieten. Schöne Plätze, Patios und Gärten findet man hier und überall gibt es nette kleine Cafés. Armin kauft Wein und zwei Flaschen Mandellikör, eine Spezialität von hier, in einer kleinen Bodega.
Im nächstgelegenen kleinen Ort, Fuseta, finden wir einen etwas kuschlig engen Campingplatz, der aber dafür nicht weit vom Ria Formosa ist. Wir beschließen in dem Ort eine Nacht zu bleiben, vor allem, weil hier der Krimi spielt, den ich gerade lese. Abends gehen wir noch schwimmen in der Ria Formosa, denn ohne Wasser ist die Hitze hier nicht auszuhalten. Selbst in der Nacht hat es noch 24 Grad.
Olhao
Am nächsten Tag besuchen wir den Markt in der maurischen Stadt Olhao. Dieser Ort mit seinen kubischen Häusern erinnert etwas an nordafrikanische Städte. Uns gefällt er recht gut. Auch Olhao ist von der Lagunenlandschaft und den vorgelagerten Inselchen der Ria Formosa geprägt. Olhao war berühmt für seine Sardinenkonserven der Marke Piri Piri. Bis Ende der 70er Jahre gab es hier 82 Sardinenfabriken und auch heute noch gibt es in der Markthalle herrlich frischen Fisch. Wir kaufen uns eine Piri-Pflanze auf dem Gemüsemarkt und hoffen, dass wir diese heil heimbringen.
Anschließend geht es weiter an einen schönen Strand zum Baden und abends landen wir wieder auf dem Campingplatz von Albufeira. Wir hätten zwar einen recht schönen Wohnmobilstellplatz am Strand gefunden, aber dieser hat überhaupt keinen Schatten. Da könnten wir Timba nicht im Auto lassen, wenn wir an den Strand gehen. Der Campingplatz hier ist sehr schön, mit Pinien- und Eukalyptusbäumen bewachsen, hat eine riesige Poolanlage und wir sind in 10 Minuten mit dem Fahrrad am Strand.
Nachdem wir uns am nächsten Tag noch einmal Lagos angeschaut haben, fahren wir am Spätnachmittag noch zu einigen der traumhaft schönen Felsstrände. Zu manchen muss man mit einer Leiter oder einem Seil hinabklettern, einen anderen Zugang haben sie nicht. Mit unseren Strandlatschen trauen wir uns so eine Kletterpartie aber nicht zu und so machen wir nur Fotos vom oberen Rand der Felsformationen, die den Strand begrenzen.
Wir bleiben noch einen zusätzlichen Tag ohne das Auto zu bewegen und erkunden mit dem Fahrrad die Gegend. Das ist auch mal sehr angenehm. Inzwischen ist es auch nicht mehr ganz so voll mit Touristen und dann wirkt alles wieder ein bisschen anders. Wir radeln noch an einen anderen Strand, baden, lesen und gönnen uns auf dem Rückweg die beiden Cocktails in der Happy Hour "Sex on the Beach" und "Blue Lagoon".