Das Mississippi River Valley
Am nächsten Morgen lernen wir zwei nette Amerikaner Cindy und Fred aus Minneapolis kennen, die neben uns campen und die letzten zwei Jahre durch die USA gereist sind. Einer ihrer Träume ist es nach Mexiko zu fahren, doch bisher haben sie sich nicht getraut. Aufmerksam hören sie sich unsere Erfahrungen an und sind ganz begeistert von unserer Reise und unserem Wohnmobil.
Wir verlassen Lake City und bewundern das Mississippi River Valley, also die Landschaft, durch die wir jetzt fahren.
Der Mississippi ist 3778 Kilometer lang und entspringt im Lake Itasca in Minnesota, nördlich von Minneapolis. Sein längster Nebenfluss ist der Missouri, mit dem er laut Wikipedia mit einer Gesamtlänge von 6051 Kilometern das vierlängste Flusssystem der Erde bildet. 160 Kilometer südlich von New Orleans fließt er in den Golf von Mexiko.
Das Mississippi River Valley ist ganz anders als die Great Plains. Der Mississippi bildet hier den Lake Pepin und an dessen Ufer führt der wunderschöne scenic drive entlang. Wir halten in Wabasha, einer der ältesten Gemeinden in Minnesota und einem ehemaligen Dampfschiffhafen. Mark Twains Helden Tom Sawyer und Huckleberry Finn könnten hier gut die Straße entlang schlendern.
Direkt am Mississippi gibt es das National Eagle Center mit Weißkopfseeadlern und Steinadlern. Minnesota hat die größte Adleranzahl nach Alaska und viele leben hier in Wabasha im Upper Mississippi River Wildlife Refuge auf einer Insel im Fluss. Hier können sie gut überwintern, denn durch eine Engstelle im Fluss und die dadurch entstehende starke Strömung friert der Mississippi im Winter nicht zu und die Adler finden Nahrung.
Der Fluss fließt träge in einem riesigen Flussbett dahin, welches teilweise bis zu drei Kilometern breit ist und wir verstehen jetzt, warum der Mississippi auch Ol`Man River genannt wird. Es ist ein gemütlicher Fluss mit vielen Inseln, viele Hausbootbesitzer sind auf dem Fluss unterwegs und er scheint ein beliebtes Freizeitausflugsziel zu sein.
Es ist immer noch heiß und so erfrischen auch wir uns an einem kleinen Strand des Mississippi in Wabasha im herrlich kühlen Wasser. Sogar Timba geht mit, nicht ganz freiwillig, aber an der Leine trabt er brav hinterher. Anschließend besuchen wir das Café "The Chocolate Escape", das schönen Indianerschmuck zum Verkauf anbietet. Hier bekommt Alina endlich ihr Geschenk zum Masterabschluss, eine "bolo-tie" der Navajo-Indianer. Sie freut sich sehr.
Wisconsin und Winona
Wir fahren durch Winona, einer weiteren netten Kleinstadt am Ufer des Mississippi und erreichen La Crosse, wo wir einen wunderschönen Campingplatz direkt am Fluss finden. Wir freuen uns auf ein weiteres Bad und diesmal eine ruhige Nacht. Kurz vor Mitternacht springen wir noch einmal in den Fluss zum Abkühlen. Die Grenze zwischen Minnesota und Wisconsin und auch zwischen Iowa und Wisconsin liegt mitten im Mississippi und da wir auf einer Insel nächtigen, wissen wir nicht genau, ob wir noch in Minnesota oder schon in Wisconsin sind. Unser nächstes Ziel ist jedenfalls Madison, die Hauptstadt von Wisconsin.
Wisconsin liegt im nördlichen mittleren Westen und grenzt an zwei der großen Seen, dem Lake Michigan und dem Lake Superior. Jetzt kommen wir so langsam in das Gebiet der Großen Seen. Wisconsin ist zweieinhalb mal so groß wie Bayern, dabei sind 45 % der Fläche mit Wald und 15 % mit Seen bedeckt. Fast die Hälfte der Einwohner Wisconsins hat deutsche Vorfahren. Besonders nach der Revolution von 1848 kamen viele Einwanderer aus Deutschland, unter anderem der Revolutionär Carl Schurz, der hier einige Zeit lebte. Seine Frau Margarethe Meyer gründete in Watertown den ersten Kindergarten der Vereinigten Staaten. (siehe "Carl Schurz-der deutsche Amerikaner" von Rudolf Geiger)
Wie in South Dakota ist auch in Wisconsin die Landwirtschaft der Haupterwerbszweig und so werden die Bewohner oft scherzhaft "cheeseheads" genannt und die Fans des Footballteams Green Bay Packers tragen Hüte in Form eines dreieckigen Emmentalers.
Die größte Stadt von Wisconsin ist das stark deutsch geprägte Milwaukee. Hier gab es 1851 sechs deutschsprachige Zeitungen und die ansäßigen Großbrauereien gaben Milwaukee den Ruf der amerikanischen Bierhauptstadt.
Durch eine sehr ländliche Gegend, die uns an Deutschland erinnert (einzig die häufig roten Farmhäuser und Scheunen erinnern an Skandinavien), fahren wir nach Madison, der mit 221.000 Einwohnern doch recht großen Hauptstadt des Staates. Downtown Madison liegt zwischen zwei Seen eingeklemmt, doch es wirkt ein bisschen heruntergekommen. Wir bemerken viele junge Leute und erfahren, dass schon 1848 in Madison die University of Wisconsin gegründet worden ist. Heute zählt diese Universität mit 40.000 Studenten zu den größten und renommiertesten öffentlichen Universitäten der USA.
Milwaukee
Am nächsten Morgen düsen wir auf der Autobahn nach Milwaukee. Milwaukee hat ein reiches deutsches Erbe. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Deutsch die Unterrichtssprache in den öffentlichen Schulen. Es gab sechs deutschsprachige Zeitungen und die Biergärten dienten als Treffpunkte für Familien.
Wir fahren als erstes zu dem futuristischen Milwaukee Art Museum. Erbaut von dem spanischen Architekten Santiago Calatrava ist es ein ähnliches Erkennungsmerkmal für die Stadt wie die Elbphilharmonie in Hamburg oder die Oper in Sydney. Wir kommen gerade richtig an um beobachten zu können wie um 12.00 Uhr mittags sich die beiden riesigen weißen „Segel“ des Museums einklappen und sich dann wieder entfalten. Das Museum selbst ist recht interessant, uns gefallen besonders die Gemälde von Georgia O`Keefe und der Flügel über die zeitgenössische amerikanische Kunst. Auch über Frank Lloyd Wright, den berühmten amerikanischen Architekten (1867-1959) und Erschaffer des Guggenheim Museums in New York erfahren wir, dass er viele seine Häuser im Prärie-Stil in Oak Park, einem Vorort von Chicago, gebaut hat. Wir sind sehr beeindruckt von diesem wunderschönen Gebäude, das direkt am Ufer des riesigen Lake Michigan liegt.
Anschließend bummeln wir noch den River Walk entlang zu Milwaukees historischen Stadtkern, die Old World Third Street und bewundern die vielen aus roten Ziegeln erbauten Häuser der Jahrhundertwende. Eine Stadt, die uns sehr gut gefällt. Sie hat eine schöne Größe (ca 700.000 Einwohner), eine tolle Lage direkt am Lake Michigan und wirkt sehr ansprechend.
Auf halben Weg zwischen Milwaukee und Chicago (ca 180 Kilometer) finden wir einen State Park Campground am Lake Michigan. Wir wollen uns auch hier abkühlen, doch das wird ein kurzes Vergnügen, denn dieser See ist eiskalt. Eine Rangerin erklärt uns, dass die Temperatur des Sees sehr von den Windverhältnissen abhängt, die das warme Oberflächenwasser im Moment wohl gerade von uns wegblasen. Trotz der kalten Wassertemperaturen ist es hier wunderschön.
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