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Alaska Highway, Bennett-Damm und Nordlichter

Northern British Columbia

Nachdem wir früh aufgestanden sind um noch einmal fast ohne andere Leute in den heißen Quellen zu baden, düsen wir nun die nächsten zwei Tage den Alaska Highway entlang. Die Sonne scheint immer wieder zwischen den Wolken hindurch und wir sind begeistert von der spektakulären Landschaft.

Wir bewundern den Muncho Lake und treffen auf eine Herde Bighorn Schafe, die zuerst die Straße überqueren und anschließend flink die Felsen hinaufklettern. Zwölf Kilometer fahren wir an diesem kalten Gletschersee entlang.

Danach geht es in die Ausläufer der nördlichen Rocky Mountains hinein. Aus der Ferne beobachten wir zwei Karibus, die in der kargen Gebirgslandschaft verschwinden. Wir halten am Stone Mountain, wo wir mit Timba eine kleine Wanderung unternehmen. Am Summit Lake erreichen wir mit 1295 Metern den höchsten Punkt des Alaska Highways. In Fort Nelson, einem kleinen Straßenort, übernachten wir und gehen abends noch Nachos essen.

Am nächsten Tag ist die Streckenführung eher langweilig. Stundenlang fahren wir durch grüne Wälder, hin und wieder unterbrochen von Seen oder Flüssen. An einem dieser Seen machen wir Pause und gehen in dem ca 18° kalten Wasser schwimmen. Man glaubt gar nicht, wieviel Wald es hier gibt und wir schwanken zwischen den Gefühlen sich frei zu fühlen und sich ganz klein zu fühlen in dieser unendlichen Weite.

Wir übernachten in Fort St. John und hier spüren wir zum ersten Mal seit Langem wieder die Zivilisation näher kommen. An den Seeufern sehen wir nicht nur Wald, sondern schön gebaute Häuser und hier gibt es auch ziemlich viel Industrie, seitdem vor einigen Jahren in dieser Gegend Erdgas gefunden worden ist. Fort St. John ist ein hässlicher Straßenort, aber immerhin finden wir genügend Einkaufsmöglichkeiten um unsere Vorräte wieder aufzustocken.

Der W.A.C. Bennett Damm

Am nächsten Vormittag geht es weiter nach Hudson´s Hope, wo uns die Dame im Visitor Center empfiehlt, unbedingt den W.A.C. Bennett Dam zu besuchen, der zwanzig Kilometer westlich liegt. Dort könne man eine sehr interssante Tour unter die Erde machen.

 

Wir sind neugierig und schließen uns einer Führung an. Wir erfahren, dass dieser Damm eines der größten, erdgefüllten Bauwerke der Welt ist. Der komplette Damm ist zwei Kilometer lang und 186 Meter hoch. An seiner Basis ist er einen Kilometer dick. Seit den 1960er Jahren  staut er den Peace River zum Williston Lake auf. Der Williston Lake ist ungefähr 150 Kilometer lang, bis zu 250 Meter tief und benötigte fünf Jahre um auf seine heutige Höhe vollzulaufen. Die Generatorstation erzeugt 25 Prozent des in British Columbia aus Wasserkraft erzeugten Stroms, was für 200.000 Haushalte reicht.

 

 Ein Besucherbus fährt uns in einen Tunnel, welcher 150 Meter unter der Erde liegt. Wir steigen aus und müssen eine Sicherheitsweste und einen gelben Helm anziehen. Nun betreten wir den Generatorraum. Wir sind in einer riesigen, 400 Meter langen, lauten „Höhle“, in deren Boden zehn Turbinen sitzen und vom Wasser angetrieben werden. Die Führerin erklärt uns, wie aus dem Wasser Strom erzeugt und dann über mächtige Überland-Hochspannungsleitungen im Land verteilt wird.

Dieser Damm war die Vision einiger weniger Männer, die ihre Idee in den 60er Jahren umsetzten. Seit 1967 produziert dieser Damm Strom. Das Gebiet des Peace Rivers und des heutigen Williston Lakes gehört den First Nations. Diese sind damals weder gefragt worden, noch ist ihnen gesagt worden, dass sie ihre heimischen Jagdgebiete verlassen müssen. In einem Film hören wir Zeugnisse von den Indianern, wie sie überrascht über das steigende Wasser ihr Zuhause aufgeben mussten. Inzwischen habe sie zwar Entschädigungszahlungen bekommen, doch viele sind immer noch verbittert über das begangene Unrecht.

 

Nach der sehr interessanten Führung überqueren wir noch mit dem eigenen Auto den Damm und haben einen herrlichen Ausblick auf den See, der die Landschaft doch erheblich verändert hat. Er ist so groß, dass man ihn angeblich sogar vom Weltall aus sieht.

Nordlichter zum Hochzeitstag

Heute sind wir 25 Jahre verheiratet. Das ist doch ganz schön lang und wir genießen die Zeit zusammen immer noch sehr, besonders auf dieser tollen Reise. 

Eingeläutet wurde unser Hochzeitstag heute Nacht, als wir das erste Mal Nordlichter gesehen haben. Der Himmel war klar und hier ist es schon wieder so dunkel, dass man das grünliche Leuchten am Himmel beobachten kann. 

In Wikipedia steht: "Das Polarlicht (als Nordlicht auf der Nordhalbkugel wissenschaftlich Aurora borealis, als Südlicht auf der Südhalbkugel Aurora australis) ist eine Leuchterscheinung durch angeregte Stickstoff- und Sauerstoffatome der Hochatmosphäre (Elektrometeor), die in Polargebieten beim Auftreffen beschleunigter geladener Teilchen aus der Erdmagnetosphäre auf die Atmosphäre hervorgerufen wird. Polarlichter sind meistens in zwei etwa 3 bis 6 Breitengrade umfassenden Bändern in der Nähe der Magnetpole zu sehen. Polarlichter können verschiedene Farben haben. Grünes Licht (557,7 Nanometer Wellenlänge) entsteht durch Sauerstoffatome, die in gut 100 km Höhe angeregt werden und während ihrer angeregten Zeit auf andere Teilchen treffen. Ohne Zusammenstoß emittieren Sauerstoffatome rotes Licht (630 Nanometer Wellenlänge), was hauptsächlich in der dünneren Atmosphäre in höheren Schichten in etwa 200 km Höhe auftritt. Angeregte Stickstoffatome senden auch violettes bis blaues Licht (428 Nanometer) aus."

Trotz all dieser wissenschaftlichen Erklärung finden wir diese Erscheinung wunderschön, irgendwie magisch und sehr beeindruckend. Wir sind fasziniert von der Dynamik und Farbgestaltung dieser Lichter, die einem vorkommen wie aus einer anderen Welt. Das ist doch sehr passend für unser 25jähriges Jubiläum.

Von Armin habe ich wunderschönen Schmuck aus Taxco, Mexiko geschenkt bekommen und er von mir eine Rückenmassage. 

 

Bevor wir weiterfahren, unterhalten wir uns noch ausführlich mit dem Campingplatzbesitzer, einem Deutschen, der vor fünf Jahren ausgewandert ist und nun hier den Platz betreibt. Es ist sehr interessant zu erfahren,

dass man hier schon mit 10 Jahren seinen Jagdschein machen kann,

dass man wochenlang auf Handwerker wartet, die nur kommen, wenn man ihnen ein Hotelzimmer gebucht hat,

dass man die Elektrik in Eigenregie machen darf, wenn man ein houseowner permit beantragt,

dass wilde Lachse nur schmecken, wenn sie nahe am Ozean geangelt werden, denn je weiter sie den Süßwasserfluss hochschwimmen, desto fauliger werden sie,

dass die meisten seiner Campingplatzgäste Dauercamper sind, die hier 3-5 Monatsjobs haben, zum Beispiel beim Pipelinebau arbeiten und dabei soviel Geld verdienen, dass sie den Rest des Jahres Urlaub machen können,

dass die Immigration von Deutschland nach Kanada viel aufwendiger ist, als wenn man aus einem Commonwealth-Land kommt. Aus diesem Grund beantragen manche deutsche Auswanderer zuerst einen Wohnsitz in Indien......

 

Heute geht es nun weiter nach Prince George, wo wir hoffentlich ein schönes Restaurant finden um unseren Hochzeitstag würdig zu feiern.

 

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