Wüste und Schnee
Ghosttown Rhyolite
Die Geisterstadt Rhyolite, an der wir auf dem Weg von Beatty ins Death Valley vorbeifahren, können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Rhyolite war eine Goldgräberstadt, in der zwischen 1905 und 1911 bis zu 10.000 Einwohner lebten. Es gab hier 50 Salons, 2 Kirchen und sogar ein Opernhaus. 1906 errichtete einer der Bewohner ein Wohnhaus aus weggeworfenen Bierflaschen des Salons, das die Zeit überdauert hat. In 50 Goldminen rund um die Stadt versuchten die Goldgräber ihr Glück, doch 1914 waren die Minen ausgebeutet und 1919 verließ der letzte Einwohner, der Postbeamte, die Stadt. Heute sieht man nur noch drei der aus Stein erbauten Häuser, die inzwischen aber auch verfallen sind. Die damaligen in der Mehrheit aus Holz erbauten Häuser sind gar nicht mehr vorhanden.
In den 1980er Jahren lebte hier zeitweilig ein belgisch-polnischer Künstler Albert Szukalski, der Figuren aus gehärtetem Acryl schuf, die einzigen "Bewohner" der Stadt, die nun ständig hier wohnen.
Man kann sich nur schwer vorstellen, dass in dieser trostlosen Gegend über 10.000 Menschen gelebt haben, die dann von heute auf morgen auch wieder verschwunden waren. Immerhin dient die Gegend noch manchmal als Filmkulisse z.B, für den Film "Die Insel".
Death Valley National Park
Wir fahren weiter ins Death Valley, das erst 1994 zum Nationalpark ernannt worden ist. Es ist der größte Nationalpark der USA außerhalb Alaskas und mit über 13.000 Quadratkilometern etwas kleiner als Schleswig-Holstein.
Der Park umfasst berghohe Sanddünen, Salzebenen weit unterhalb des Meeresspiegels und farbenfrohe Sandsteinschluchten. Extreme sind hier die Norm: Das Death Valley ist der heißeste und trockenste Ort in Amerika. Im Sommer kann es bis zu 56 °C bekommen und es regnet extrem wenig, weil der Regen vom Pazifik kommend an mehreren Bergrücken hängenbleibt. Extrem sind aber auch die Höhenunterschiede innerhalb des Parks: Das Badwater-Becken, der tiefste Punkt, liegt 86 Meter unter dem Meeresspiegel, während der Telescope Peak eine Gipfelhöhe von 3.368 Metern erreicht.
Wir besuchen zuerst das Visitor Center in Furnace Creek, schauen uns zur Einführung einen Film über das Death Valley an und besprechen, wo wir hinfahren wollen. Gut, dass wir den Nationalparkpass vom letzten Jahr dabei haben, er gilt noch bis September. Wir erfahren, wie das Death Valley zu seinem Namen kam. Eine Gruppe von Pionieren suchte auf dem Weg von Salt Lake City zum Pazifik eine Abkürzung des Old Spanish Trails und geriet in das Tal. Wochenlang fanden sie keinen Ausweg, verspeisten sogar ihre Ochsen, ließen schließlich die Wagen zurück und verließen das Tal zu Fuß über den Wingate Pass. Keiner der Pioniere ist gestorben, doch diese Gruppe nannte das Tal das Death Valley.
Durch Wüstenlandschaft, aber auf geteerter Straße, geht es zum Badwater Basin. Dies ist eine riesige Salzpfanne, die durch das Austrocknen eines 200 Meter tiefen Sees entstand, der sich hier vor 3000 Jahren befand. Außerdem ist hier auch mit 86 Meter unter dem Meeresspiegel der niedrigste Punkt der USA.
Als wir aus dem Auto aussteigen, bläst uns der heiße Wind fast um. Es hat 40 Grad und wir marschieren auf Salzkristallen, um näher an die blendend weiße Salzpfanne zu kommen. Es ist eine extrem trockene Hitze, aber die Sonne sticht unbarmherzig vom Himmel und das Weiß der Salzkristalle blendet die Augen. Wir sind froh, als wir wieder mit Klimaanlage im Auto sitzen.
Wir fahren noch den Artist`s Drive, eine "Achterbahnfahrt" durch die Black Mountains, die für ihre vielfarbigen Gesteinsformationen berühmt ist. Der Farbenreichtum wird durch die Oxidation verschiedener Metalle wie Kupfer (grün) oder Eisen (rot) verursacht und die Hügel schillern in diversen Farbtönen.
Anschließend wandern wir zum Zabriskie`s Point, an dem wir sehr bizarre Erosionslandschaften bewundern können. Hier kann man so richtig tolle Fotos machen.
Als wir an den Mesquite Sanddunes vorbeifahren, hat der Wind an Stärke zugenommen und ein Sandsturm tobt um uns herum. An Aussteigen ist nicht zu denken, obwohl wir die natürliche Kulisse für die "Star Wars" Filme gerne aus der Nähe betrachtet hätten. Unterwegs sehen wir auch noch am Straßenrand einen hungrigen Kojoten, dem wir eine von Timbas Kaustangen zuwerfen.
Wir verlassen den Nationalpark nach Westen über zwei Gebirgspässe und sehen in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada vor uns, eine wunderschöne Kulisse.
Die scenic Route #395 führt entlang der Sierra Nevada am Mount Whitney vorbei über Bishop und den Mono Lake bis zum Lake Tahoe.
Wir übernachten an den Keough`s Hot Springs. Hier sprudeln jede Minute 2300 Liter 56 Grad heißes Wasser aus dem Boden. 1919 errichtete Philip Keough hier ein Schwimmbad, das er mit dem Wasser der heißen Quellen speiste und das immer noch vorhanden ist. Heute gibt es auch noch einen kleinen Campingplatz, auf dem wir uns sehr wohl fühlen. Wir stehen hier auf 1300 Meter Höhe und abends und nachts wird es sehr frisch. Da ist es besonders schön, in dem heißen Wasser genügend Wärme für die Nacht zu tanken.
Bishop und Umgebung
Wir beschließen noch eine zweite Nacht hier zu bleiben, denn wir merken, dass die Umstellung auf die USA doch länger dauert als wir dachten. Bei Michael war es ein bisschen wie nach Hause kommen und ausruhen und nun sind wir in den USA angekommen. Die Kultur lässt ein bisschen zu wünschen übrig, aber die Natur ist dafür überwältigend. Und so langsam gewöhnen wir uns an die andere Art zu leben und können ihr auch viel abgewinnen. Es ist nur ganz anders als Mexiko war.
Wir erfreuen uns an der schönen Natur hier und erkunden nun die nähere Umgebung. Zuerst fahren wir nach Bishop, einer kleinen Stadt mit altmodischem Charme, die eine sehr gute holländische Bäckerei besitzt. Wir wollen einmal wieder gutes Brot essen und als wir den Laden betreten, stehen wir vor meterhohen und meterlangen Regalen, gefüllt mit frischen Backwaren. Wir können es gar nicht fassen und kaufen uns ein gutes Vollkornbrot und Cinnamon Rolls für ein Picknick unterwegs. Danach bummeln wir noch durch die Main Street und lassen uns im Visitor Center aufklären, was wir hier alles anschauen können.
Für unser Picknick fahren wir eine Passstraße hoch auf 3000 Meter zum Sabrina Lake. Von jeder Kurve haben wir herrliche Ausblicke auf die schneebedeckte Sierra Nevada. Oben am Sabrina Lake liegt noch Schnee und es ist ein Erlebnis in unseren Sommerzehensandalen durch den Schnee zu stapfen. Timba ist begeistert und wälzt sich abwechselnd im Sand und im Schnee. Der See ist zum größten Teil noch zugefroren und rundherum ist alles weiß.
Anschließend wollen wir weiter zum South Lake, doch das letzte Stück der Straße ist wegen snow damage noch gesperrt und so wandern wir zu Fuß dorthin. Dieser See ist noch komplett zugefroren und umgeben von einer dicken Schneeschicht. Einige Skitourengeher kommen uns entgegen und winken uns fröhlich zu. Es ist schon lustig gestern bei 40 Grad im Death Valley zu stehen und heute im Schnee zu wandern und das alles innerhalb von 200 Kilometern.
Zurück am Campingplatz nehmen wir die Räder und fahren ein Stück den "warmen" Fluss entlang. Wir finden ein kleines Becken, in dem man wunderbar baden kann. Das Wasser ist nicht tief, doch es hat ungefähr 35 Grad und wir sitzen mitten in der Natur in einem warmen Fluss. Das ist schon ein Erlebnis. Natürlich sind wir nicht allein und so findet Timba auch bald einen Spielgefährten und wir genießen alle einen schöne Ausklang des Tages.
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