Baja California Sur
Wir machen uns auf nach Norden und fahren bis zur Ciudad Constitution, die nach 200 km Busch-und Kakteenwüste aus dem Nichts auftaucht. Ein relativ großer Ort und wir wundern uns, wovon die Leute hier leben. Bei einer Pause in einem Café unterhalte ich mich mit der Besitzerin und sie erklärt uns, dass es hier viel Landwirtschaft gebe. Und wirklich: als wir den Ort wieder verlassen, fahren wir kilometerlang durch landwirtschaftlich genutzte Flächen: Tomaten, Orangenbäume, Zuckerrohr... Da sieht man, was ein bisschen Wasser ausmachen kann. Auch riesige Rinderherden können wir am Rande der Straße beobachten. "Echte" Vaqueros auf Pferden begleiten sie. Wir denken uns oft, dass sich die Baja ganz hervorragend eignet um Westernfilme zu drehen: karge Kakteenlandschaft mit der Bergkette der Sierra de la Giganta im Hintergrund.
Nachdem wir die landwirtschaftlich genutzten Flächen hinter uns gelassen haben, kurven wir durch eben diesen Gebirgszug hindurch wieder an das Mar de Cortez, den Golf von Kalifornien. In der Ferne können wir durch die Täler der Berge hindurch das azurblaue Meer schimmern sehen. Für die amerikanischen Touristen ist mitten auf diesen Höhenrücken ein Golfplatz errichtet worden. Unser heutiges Ziel, das Städtchen Loreto liegt am Meer.
Loreto
Loreto ist ein kleiner Fischerort, inzwischen ein pueblo magico, mit ungefähr 12.000 Einwohnern. 1697 gründete hier der Jesuitenpater Juan Maria de Salvatierra die erste Missionsstation auf der Baja California und es ist somit die älteste Siedlung in ganz Kalifornien. Es wurde der Verwaltungssitz und von 1776-1829 war es die Hauptstadt der Halbinsel.
Unsere erste Erfahrung in dem Ort verdanken wir einem Polizisten, der uns anhält, weil Armin verkehrt herum in einer Einbahnstraße gefahren ist. Dazu muss man wissen, dass unser Navi Einbahnstraßen nicht immer erkennt, der Ort sehr verwinkelte Gassen hat und in keinster Weise erkennbar ist, dass diese Straße eine Einbahnstraße ist. Der Polizist zückt seinen Strafzettelblock und meint auf meine Frage, was das denn koste, ungefähr 1000 Pesos (50 Euro). An seinem Zögern beim Mitteilen des Preises, erkenne ich, dass da noch was geht. Ich hake nach, und er meint 800 Pesos. Ich erkläre ihm, dass unser Navi uns fehlgeleitet hat, wir aus Deutschland sind und nicht so viel Geld haben. Schließlich einigen wir uns auf eine Flasche Cocacola. Diese haben wir für genau solche Fälle im Schrank, seitdem uns andere Traveller erzählt haben, dass Polizisten das gerne mögen. Schließlich fährt er noch vor uns her bis zu unserem RV Park, damit wir uns nicht noch einmal verfahren.
Es ist heiß hier, doch wir stehen gut unter Palmen, allerdings nicht am Meer, welches aber nicht weit entfernt ist. Wir spazieren mit Timba den Malecon entlang und bummeln dann durch den kleinen Ort. Wir besuchen das sehr interessante Missionsmuseum, in dem die Missionierung der Baja California ein wenig erklärt wird.
Anschließend suchen wir ein Restaurant, das auf iOverlander sehr gute Kritiken hat. Die meisten Restaurants hier sind ziemlich leer. Es ist noch früh zum Essen (17.00) und es sind wenig Touristen in der Stadt. Doch als wir das "Almejas Concho" erreichen, ergattern wir den letzten Tisch. Um uns herum nur Mexikaner, die die herrlichen Conchos essen (siehe Bild). Conchos sind große Muscheln von hier, die ich mir bestelle: mit Schinken und Zwiebeln gefüllte, in Alufolie gegarte Muscheln . Eine Spezialität, die wirklich sehr gut schmeckt. Um 18.30 Uhr schließen sie ihr Lokal, weil die frischen Meeresfrüchte aufgegessen sind.
Wir trinken in einer kleinen Bar noch einen Margarita (2 for 1) und marschieren dann zurück. Beim RV Park angekommen, stehen wir vor einem verschlossenen Tor und finden keine Klingel und auch niemanden, der uns reinlässt. Schließlich klettert Armin über die Mauer, schleicht sich vorbei an den drei Hunden, die auf Timba fixiert sind, und sucht jemanden, der uns aufsperrt. Im angeschlossenen Hostel findet er eine Frau, die auch einen Schlüssel hat. Gottseidank, wir können in unserem Bus schlafen.
Bahia Conception und Santa Rosalia
Von Loreto fahren wir auf der Panamericana #1 weiter nach Norden. Die Straße führt durch Kakteenlandschaft entlang der Sierra de la Giganta, fast ständig mit herrlichem Blick aufs Meer. Armin konzentriert sich allerdings lieber auf das Fahren, da der Weg nicht ungefährlich ist. Häufige Kreuze am Straßenrand und auch verlorene Ladungen in manchen Abgründen zeugen von vielen Unfällen. Wenn uns die riesigen Laster auf der schmalen Straße entgegengedonnert kommen, kann man sich vorstellen, dass manche Kurven für sie gar nicht so einfach zu nehmen sind.
An der wunderschönen Bahia Conception überlegen wir eine Nacht zu bleiben, doch so ganz ohne Toiletten und Duschen wollen wir uns nicht hinstellen, auch wenn noch einige übriggebliebene „Snowbirds“ dort stehen. Als „Snowbirds“ bezeichnet man die Amerikaner und Kanadier, die den Winter hier verbringen und davon gibt es einige.
Uns wäre es hier allerdings zu langweilig. Außer wunderschönen Stränden, an denen man angeblich auch gut angeln kann, gibt es nichts.
Aber wir machen an dem Strand „El Burro“ eine Stunde Pause und gehen schwimmen. Das Wasser leuchtet türkisblau, fast wie in der Karibik. Eine nette Abkühlung an dem sonst so heißen Tag (34 Grad).
Nach einer kurzen Kaffeepause in Mulege führt uns unser Weg nach Santa Rosalia, einer alten Kupferminenstadt. Die größte Sehenswürdigkeit der Stadt ist die 1887 von Gustave Eiffel erbaute Kirche Santa Barbara. Sie wurde aus Stahlfertigteilen errichtet, 1890 von der Kupfermine, die einer französischen Bergwerksfirma gehörte, in Paris gekauft und nach Mexiko verschifft. Recht interessant anzuschauen.
Inzwischen leben die Einwohner hier hauptsächlich vom Fischfang und der Fischverarbeitung. Ob die Kupfermine noch in Betrieb ist, wissen wir nicht.
Die Oase San Ignacio
Die Mex 1 verlässt kurz hinter Santa Rosalia den Golf von Kalifornien und wir durchqueren auf dem Weg in die heiße Mitte der Baja California eine hügelige Vulkanlandschaft. Allerdings entdecken wir einige Kakteenarten, die wir vorher noch nicht gesehen haben.
Unser Übernachtungsziel ist eine an einem Fluss gelegene Oase mitten in der Wüste: San Ignacio. Dieses alte Missionsstädtchen ist nach dem Gründer des Jesuitenordens Ignatius von Loyola benannt. Aus diesem Grund gibt es hier auch eine wunderschöne aus dickem Lavagestein errichtete Missionskirche, die 1728 erbaut wurde und die direkt an dem mit Schatten spendenden Lorbeerbäumen umgebenen Zocalo liegt. Wir finden einen Campingplatz am Fluss unter Dattelpalmen. Nach der ständigen Wüstenlandschaft ist das Grün der Natur ebenso erfrischend wie unser herrliches Bad im Fluss. Nachts begleitet uns das dunkle „Knurren“ der Frösche in den Schlaf. Armin meint, es seien Ochsenfrösche, wir machen im Licht der Taschenlampe einige Fotos und werden das überprüfen.
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